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Ehrung Dr. Hans-Eugen Schulze

 

Ansprache zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse anlässlich des 90. Geburtstages am 10. April 2012 durch Herrn Staatssekretär Dr. Mentrup

  

    Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse an Dr. Hans-Eugen Schulze anlässlich seines 90. Geburtstages am 10. April 2012 durch Staatssekretär Dr. Frank Mentrup

 

   

  

Sehr geehrter Herr Dr. Schulze,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

  

Sie, lieber Herr Dr. Schulze haben es wie nur ganz wenige Menschen verstanden, trotz großer persönlicher Opfer und einem vorbildlichen Einsatz angesichts äußerst erschwerter Bedingungen eine überaus bemerkenswerte berufliche Laufbahn zu absolvieren, die Sie in sehr wichtige Positionen gebracht hat.

  

Ein grauer Star führte in Ihrem ersten Lebensjahr zu Ihrer allmählichen Erblindung. Dies sollte Ihren weiteren Lebensweg entscheidend bestimmen. Noch während der Kriegsjahre, als Sie am Landgericht Dortmund als Protokollführer tätig waren, haben Sie sich parallel dazu autodidaktisch auf das Abitur vorbereitet, das Sie noch im Laufe des schicksalhaften Jahres 1945 ablegen konnten.

  

Als einer der ersten Studierenden nahmen Sie danach an der wieder eröffneten Universität Marburg Ihr Studium der Rechtswissenschaft auf und bereits drei Jahre danach schlossen Sie es mit Erfolg ab. Beide juristischen Staatsexamina haben Sie ebenso wie Ihre Promotion im Jahr 1951 mit Auszeichnung bestanden.

  

Kennzeichnend für Ihr Talent und Ihren Fleiß war es dann auch, dass Sie nach Stationen am Landgericht Bochum und am Oberlandesgericht Hamm bereits im Alter von 40 Jahren als Richter an den Bundesgerichtshof hier in Karlsruhe berufen wurden, dem Sie von 1963 bis zu Ihrem Ruhestand 1985 angehörten.

  

Besonders verdienstvoll ist es, dass Sie neben Ihren umfangreichen beruflichen Verpflichtungen die Zeit für ehrenamtliches Engagement im Dienst blinder und sehbehinderter Menschen gefunden haben, das Sie bundesweit zu einer der profiliertesten Persönlichkeiten auf diesem Gebiet gemacht hat.

  

Bereits seit 1960 arbeiten Sie für die Christoffel-Blindenmission unter anderem als Fachberater für Fragen der Erziehung und Rehabilitation und als Mitglied seines Missionsrates, dem Sie seit 2002 als Ehrenmitglied angehören, wobei Ihnen das Schicksal behinderter Menschen in Osteuropa und in den Ländern der Dritten Welt besonders am Herzen liegt. Ihr Einsatz galt beispielsweise blinden Frauen und Mädchen in Indien, die ohne Ausbildung keinerlei Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben. Zur Förderung blinder Mädchen und Frauen in Afrika und Asien haben Sie zusammen mit Ihrer Frau im Jahr 1997 eine Stiftung gegründet, in die Sie und Ihre Schwester Ihr Vermögen einbringen.

 

Sie haben sich als Vorsitzender des Bezirks Baden des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten leidenschaftlich politisch für den Erhalt des Landesblindengeldgesetzes engagiert, dessen Abschaffung in unserem Bundesland beabsichtigt war, was wahrscheinlich weitere Bundesländer nach sich gezogen hätte. Dass diese Leistung für die Blinden erhalten werden konnte, ist in hohem Maße Ihr Verdienst.

 

Innerhalb des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten haben Sie die Seniorengruppe mitaufgebaut und bis zum Jahr 2000 auch selbst geleitet.

  

Auch die besonders herausfordernde Aufgabe der Zusammenführung der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe im Prozess der deutschen Vereinigung haben Sie tatkräftig und erfolgreich begleitet und vorangetrieben. So konnten durch Ihre Initiative Ausbildungsmöglichkeiten für blinde und sehbehinderte Juristinnen und Juristen aus den neuen Bundesländern geschaffen werden, die ihnen das für sie neue Rechtssystem der Bundesrepublik in geeigneter Weise vermitteln konnten.

  

In Baden geht die Vereinsgründung des Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienstes, dessen Vorsitzender Sie nach seiner Gründung 1992 zehn Jahre lang waren, maßgeblich auf Ihre Initiative zurück. Für die evangelische Landeskirche Baden waren Sie von 1973 bis 2007 Beauftragter für Blinde und Sehbehinderte.

  

In allen diesen Funktionen war es stets Ihr vorrangiges Anliegen, die besonderen Belange und Interessen älterer Menschen zu vertreten, die von Blindheit oder Sehbehinderung betroffen sind. Als Autor zahlreicher Publikationen zu dieser Thematik haben Sie sich einen weit über die Grenzen unseres ganzen Landes hinaus reichenden ausgezeichneten Ruf als Experte für das Thema Sehschädigung erarbeitet.

  

Die Frage, wie blinde und sehbehinderte Seniorinnen und Senioren ihre Lebensqualität steigern können, ist inzwischen zum zentralen Bestandteil Ihres Wirkens geworden. Als ein wesentliches Ergebnis dieses Wirkens ist aus Ihrer Feder ein "Ratgeber für erfolgreiches Altern" entstanden, dessen Bestandteil auch eine Anleitung zu einem gymnastischen Ganzkörpertraining zur Stärkung der Muskulatur ist.

  

In der gesamten Zeit Ihres Wirkens haben Sie sich politisch und persönlich unermüdlich für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen sowohl in Deutschland als auch international mit Ihrer ganzen Kraft eingesetzt. Dadurch haben Sie sich zu Recht hohes Ansehen und uneingeschränkte Anerkennung auf allen Ebenen erworben, was durch Ihre persönliche Integrität und ihr freundliches und zugängliches Wesen unterstrichen wird.

  

Über Ihrem Leben könnte die Erkenntnis Hermann Hesses stehen: "Gegen die Infamitäten des Lebens sind die besten Waffen: Tapferkeit, Eigensinn und Geduld. Die Tapferkeit stärkt, der Eigensinn macht Spaß, und die Geduld gibt Ruhe." Alle drei Eigenschaften haben sich in Ihrer Persönlichkeit wunderbar vereint, wobei mit Sicherheit auch ein großes Maß an Talent beteiligt ist.

 

Ihr außergewöhnliches und vorbildliches Engagement verdient unser aller Dank und Anerkennung, die durch die Verleihung des Verdienstordens Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland durch unseren Bundespräsidenten heute Ihren Ausdruck findet.

  

Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu dieser Auszeichnung und wünsche Ihnen noch viele weitere Jahre Freude am Leben und an Ihrer Arbeit.

  

Dr. Frank Mentrup MdL

  

  

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