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Frühförderung und Schule - 3.

 

 

3.
Ratschläge für Eltern, deren Kinder keinen verwertbaren Sehrest mehr haben
  

3.1
Nachahmung nicht möglich
  

Sieht Ihr Kind nichts mehr, so kann es nicht durch Nachahmung lernen. Sie müssen ihm vielmehr alles zeigen oder erklären. Dies gilt insbesondere für sein Verhalten bei Tisch und in der Öffentlichkeit. Ihr Kind sollte auch wissen, was Sehende durch Gesten, Kopfnicken usw. ausdrücken. Es sollte wissen, wie groß der Bereich ist, den Sehende überblicken können, zumal, wenn sie den Kopf drehen.

  

3.2
Gegenstände erkennen und unterscheiden
  

Geben Sie Ihrem Kind möglichst viel in die Hand. Achten Sie darauf, dass es wirklich mit beiden Händen tastet, und dass es auch die Fingernägel benutzt, um etwa Ein- oder Zwei-Euromünzen von einander zu unterscheiden.
  

Mischen Sie eine größere Menge Münzen und lassen sie Ihr Kind in acht Behälter sortieren.
  

Mischen Sie Erbsen, Linsen, Bohnen und Reiskörner und lassen Ihr Kind den Inhalt in vier Behälter sortieren.
  

Haben Sie keinen eigenen Garten, so zeigen Sie Ihrem Kind in einem anderen, wie sich Obst und Gemüse vom Frühjahr an allmählich entwickeln. Zeigen Sie ihm, wie sich einzelne Blumen draußen und im Zimmer von einander unterscheiden. Wandern Sie mit ihm durch Wald und Flur und zeigen ihm, wie man Bäume an ihrer Rinde, ihren Blättern oder ihren Nadeln erkennt.
  

Sprechen Sie von etwas, das Ihr Kind betasten könnte, aber noch nicht kennt, so notieren Sie es sich, um es Ihm nach Möglichkeit später zu zeigen.

  

3.3
Tiere kennenlernen
  

Gehen Sie nach vorheriger Verabredung mit Ihrem Kind auf einen Bauernhof, um ihm das dortige Vieh und Ackergeräte zu zeigen. Besuchen Sie ebenso mit ihm einen Zoo. Vielleicht kann es dort sogar die Babys wilder Tiere betasten.
  

Lassen Sie ihm ausgestopfte Vögel und andere ausgestopfte Tiere in der Schule im Förderzentrum zeigen, aus der sein Förderlehrer kommt.

  

3.4
Modelle kennenlernen
  

Fragen Sie den Förderlehrer, ob es in seiner Schule Modelle bestimmter Häuser, Maschinen, Flugzeuge und dergleichen gibt.

  

3.5
Verkehrsmittel kennenlernen
  

Lassen Sie Ihr Kind einen PKW, Kleinbus und LKW, an der Anfangs- oder Endhaltestelle einen Autobus und einen Straßenbahnwagen betasten und auf einem Bahnhof einen längere Zeit dort stehenden Zug. Erklären Sie dem Personal, dass Ihr Kind blind ist, so darf es gewiss auch auf den Führerstand bzw. auf die Lokomotive. Haben Sie selbst einen PKW, so zeigen Sie dem Kind, was eine Zapfsäule ist und wie Sie tanken. Ist Ihr Kind schon älter und möchte gern einmal selbst einen PKW steuern, so fragen Sie den nächsten Landesblinden- und -sehbehindertenverein, ob und ggf. wann er die Möglichkeit bietet, auf einem sehr großen Platz, unter der Leitung von Fahrlehrern, zu fahren.
  

Auf einer Eisenbahnfahrt lassen Sie Ihr Kind, wenn die Zahl der Mitreisenden es erlaubt, einen Großraum - und einen Abteilwagen kennenlernen und erklären ihm die Toiletten, so dass es sie allein aufsuchen kann. Die Bedienelemente für Spülung und Wasser sind unterschiedlich und das Handtuchfach sowie das Toilettenpapier befinden sich je nach der Größe der Toilette an verschieden Stellen. Machen Sie Ihr Kind auf diese Unterschiede aufmerksam und lassen Sie es sich jeweils zunächst vergewissern, wie es die Spülung bedient und das Wasser zum Laufen bringt sowie Toilettenpapier und Handtücher findet. Alles dies muss es wissen, um später allein reisen zu können. Sie selbst vergewissern sich nur von Ihrem Platz aus, dass die Toilette frei ist.
  

Im Großraumwagen lassen Sie Ihr Kind auf dem Hin- und Rückweg mit der linken Hand die Sitzreihen zählen, während es mit der Rechten den Langstock bewegt. Im Abteilwagen zählt Ihr Kind die Türen oder die Fenster, je nachdem, in welcher Richtung es geht.
  

Reist Ihr Kind später mit dem Langstock allein, so lässt es sich vom Behindertenservice der Deutschen Bahn, Tel.1805 / 512512, helfen.
  

Liegt Ihre Stadt an einem Kanal oder größeren Fluss, so sollte Ihr Kind auch wissen, wie die darauf verkehrenden Wasserfahrzeuge aussehen. Zeichnen Sie sie ihm wenigstens auf (s. u. zu 3.6).

  

3.6
Den Verlauf von Straßen kennenlernen
  

Sieht Ihr Kind so wenig, dass es keine Häuserfronten mehr erkennen kann, so stellen Sie ihm, für die Wege, die Sie öfter mit ihm gehen, einen Straßenplan her. Dazu brauchen Sie eine verhältnismäßig harte Schaumstoffplatte und durchsichtige Plastikfolie. Drucken Sie aus dem Internet, eventuell vergrößert, den gewünschten Straßenplanausschnitt heraus, legen ihn auf die Platte und die Folie darüber. Ziehen Sie dann mit einem leeren Kugelschreiber die Straßen nach. Dadurch entstehen keine Rillen, sondern gut tastbare Linien.
  

Kann Ihr Kind keine Gebäude mehr erkennen und wollen Sie ihm dennoch den Grundriss erklären, so zeichnen Sie ihn gleichfalls auf Folie.

  

3.7
Reliefs
  

Ist Ihr Kind blind, so hat es Mühe, Reliefs zu deuten. Aber das kann es bis zu einem gewissen Grad lernen. Dazu kaufen Sie ihm die Teile 1 und 2 der " Fibel für blinde Kinder " von Althans ( www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de ). Lassen Sie sie ihm von seinem Augenarzt auf Grund eines Gutachtens des Frühförderers verordnen und bitten die Krankenkasse um die Kostenübernahme. Sobald Ihr Kind die Blindenschrift beherrscht, finden Sie im Literaturverzeichnis Geschichten für Kinder mit Reliefbildern, die Sie in der DZB entleihen können. In ihr finden Sie später auch zahlreiche Reliefs für den Anatomie-Unterricht.
  

Weitere Reliefbücher finden Sie hier.

  

3.8
Die Blindenschrift lernen
  

Wird im Kindergarten schon gelesen und geschrieben, so sollte Ihr Kind das parallel zu den Anderen lernen, damit ihm unnötige Frustrationen erspart werden. Auch das stärkt, wie seine Möglichkeit, Wege allein zu gehen ( s. o. zu 1.3 ), sein Selbstwertgefühl. Besucht Ihr Kind später eine Blindenschule, so kann der Lehrer es leicht mit Schreiben und Lesen beschäftigen, während die Anderen es lernen. Zur Vorbereitung auf das Lesen lernen gibt es Material von Markus Lang, das schon ab drei Jahren eingesetzt werden kann, wenn Ihr Frühförderer es zur Verfügung hat. Fragen Sie ihn danach und bitten ihn bejahendenfalls, es Ihnen Band für Band bis zu seinem jeweils nächsten Besuch zu überlassen, damit Sie mit dem Kind in der Zwischenzeit in Ruhe üben können. Kann er es nicht entbehren, so kaufen Sie es - wiederum mit seiner Befürwortung nach Verordnung durch den Augenarzt und Kostenübernahme durch die Krankenkasse - beim Deutschen Hilfsmittelvertrieb.
  

Zum Lesen lernen kaufen Sie Ihrem Kind auch die Teile 3-5 der oben erwähnten "Fibel für blinde Kinder" mit Begleitheft für die Eltern und lassen sich notfalls vom Frühförderer beim eigenen Erlernen der Blindenschrift helfen.
  

Kaufen Sie Ihrem Kind auf Grund eines Gutachtens des Frühförderers, einer Verordnung des Augenarztes und der Kostenübernahme durch die Krankenkasse eine Eurotype Blindenschriftmaschine von der RES.

 

Wie die Blindenschrift geschrieben wird, finden Sie hier.

 

  

3.9
Schlafstörungen
  

Sieht Ihr Kind so gut wie überhaupt nichst mehr, so fällt bei ihm das Licht weg, das den Melatoninhaushalt steuert und es tagsüber wach hält mit der Folge, dass es möglicherweise  nachts schlecht ein- oder durchschläft oder sehr früh aufwacht. Im Extremfalle kann sein Tag-Nacht-Rhythmus (Circadian-Rhythmus) frei laufen. Das kann sich dramatisch auswirken, wenn es krank ist, sich also nicht körperlich beschäftigen kann. In diesem Falle ist wichtig, ihm zu erlauben auch des Nachts Bücher zu hören oder zu lesen. Beim Lesen schläft es im allgemeinen eher ein als beim Hören, denn dann werden allmählich die Arme müde und es bleiben schließlich die Hände auf dem Buch liegen.

  

3.10
Ermutigung

Geben Sie Ihrem Kind mit auf den Lebensweg, dass es sich seiner Blindheit nie zu schämen braucht. Geben Sie ihm jede sich bietende Gelegenheit, anderen zu sagen, es sei blind und könne deshalb dieses oder jenes nicht bzw. brauche diese oder jene Hilfe. Ihr Kind wird sich später der Unbefangenheit, die es dadurch erlangt hat, oft dankbar erinnern.

 

 

        

 

  

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