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Ratgeber für erfolgreiches Altern - 8.

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"Stufen" von Hermann Hesse      "Der Blinde an der Mauer" von Erich Kästner
Gebet von Teresa von Avila
     


   
8. Gehen Sie achtsam mit sich und Anderen um!
      

"Was du nicht willst, das man dir tu´, das füg´ auch keinem anderen zu."
- Apokryphen Tobias 4,6 in der Übersetzung Martin Luthers -
  

"Doch was du willst das man dir tu´, das füg´ zuerst dem anderen zu".
- Ergänzung durch Arne Harder -
  

"Ich denke von dir, wie ich wünsche, dass du über mich denkst. Ich spreche von dir, wie ich wünsche, dass du über mich sprichst. Ich handle dir gegenüber so, wie ich wünsche, dass du es mir gegenüber tust."
- Arthur Lassen -
  

1. Sie sind ein unverwechselbarer Mensch. Bleiben Sie das! Kopieren Sie nicht Andere, sondern bleiben sich selbst treu, aber fragen sich stets, was Sie von Anderen lernen könnten. Der englische Autor Jack Canfield rät: "Nimm die Welt, wie sie ist, aber bleibe Du selbst". Nehmen Sie sich an, wie Sie sind. Die Stärke der Anderen ist nicht deren Verdienst, sondern ein Geschenk. Bekämpfen Sie jedoch schlechte Eigenschaften, wenn Sie sie bei sich entdecken, wie etwa: Angeberei, Arroganz, Einseitigkeit, Engstirnigkeit, Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit, Hochmut, Intoleranz, Ironie, Lieblosigkeit, Liederlichkeit, Mangel an Teamfähigkeit, Oberflächlichkeit, Rechthaberei, Rücksichtslosigkeit, Sarkasmus, Selbstgefälligkeit, Selbstsucht, Stolz, Trägheit, Überheblichkeit, Übertreibungssucht, Unachtsamkeit, unangebrachte Pedanterie, Unaufmerksamkeit, Unaufrichtigkeit, Unbescheidenheit, Undankbarkeit, Uneinsichtigkeit, Ungefälligkeit, Unhöflichkeit, Unpünktlichkeit, Unvernunft, Unverträglichkeit, Unzuverlässigkeit, Verachtung anderer und Voreiligkeit. Fragen Sie sich, worauf diese oder jene schlechte Eigenschaft beruht, so wird es Ihnen wahrscheinlich leichter fallen, sie zum Guten zu wenden.

Nicht uneinsichtig zu sein bedeutet auch, einen einmal eingeschlagenen Weg - etwa ein Studium oder eine Berufsausbildung - nicht hartnäckig weiterzuverfolgen, wenn Vernunft oder Herz Ihnen raten, einen anderen Weg zu wählen.

Fügen Sie Anderen keinen Schaden zu und übervorteilen Andere nicht.

Respektieren Sie aber auch die Unverwechselbarkeit des Anderen. Versuchen Sie nicht, ihn zu ändern, wo es nicht geboten ist. Vielleicht müssen ja Sie selbst sich ändern. Denken Sie darüber nach oder sprechen mit Freunden darüber.

"Solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit weg vom Weg der Weisheit."
- chinesische Lebensweisheit -
  

Versuchen Sie, den Anderen zu verstehen, auch wenn er für Sie zunächst unverständlich handelt.

Wer sich in ein Team einbringen will, muss sich allerdings entsprechend verhalten. Das gilt auch für den Anderen. Es schließt eine sinnvolle Aufgabenverteilung nicht aus, doch jeder muss bereit sein, Aufgaben zu übernehmen und innerhalb der vereinbarten Zeit zu erfüllen. Denken Sie bei dem Wort TEAM nicht stattdessen: "Toll, Ein Anderer Macht´s!".

Viele Menschen leiden erfahrungsgemäß unter der vermeintlichen Sinnlosigkeit Ihres Lebens. Geht es auch Ihnen so, dann konsultieren Sie einen Logotherapeuten. Das ist ein Vertreter der auf Viktor E. Frankl zurückgehenden Dritten Wiener Richtung der Psychotherapie. Er kann Ihnen zwar nicht sagen, welches der Sinn Ihres Lebens sei, Ihnen aber helfen, ihn zu finden. Die nächsten Logotherapeuten finden Sie hier.

2. Wir alle leben in einem Netz sozialer Beziehungen. Je dichter es ist, desto mehr trägt es auch zur Aufrechterhaltung unserer geistigen Fitness und körperlichen Gesundheit bei und desto geringer ist unser Risiko vorzeitig zu sterben. Fernsehen oder Radio hören vermag diese Kontakte nicht zu ersetzen, weil Sie dabei passiv bleiben und langes Sitzen vor diesen Geräten, wie überhaupt alles langes Sitzen, die Gefahr von Lungenembolien erhöht.

Wir brauchen Freunde. Feinde dagegen verursachen Stress. Dennoch sollten wir uns nicht scheuen, sie uns - etwa im Betrieb oder in einer Organisation - zu machen, wenn es keinen anderen Weg gibt. Nur so behalten wir ein gutes Gewissen.

Um Freunde zu finden und Freundschaften zu pflegen, klagen Sie nicht mit Max Raabe "Kein Schwein ruft mich an", sondern rufen Ihrerseits andere an.

Leben Sie allein und sind Sie kränklich oder aus anderen Gründen hilfsbedürftig, so bauen Sie ein Netz von Helfern um sich auf: jeder hat die E-Mail Adresse sowie die Festnetznummern aller anderen, und muss einmal besonders für Sie gesorgt werden, so spricht sich dies sofort herum und wird von Ihren Helfern geplant, wie man Ihnen am schnellsten und gezieltesten hilft. Vielleicht hat Ihre nächste Nachbarin Ihr Babyfon in ihrer Wohnung und ruft im Notfall Ihren Haus- oder einen anderen Arzt und nimmt Ihr Telefon zu sich, wenn Sie ins Krankenhaus müssen.

3. "Lob kostet nichts", erfordert aber Zuwendung. Üben Sie sich darin; denn gelobt zu werden fördert erwiesenermaßen die Gesundheit, und auch Sie freuen sich über ein Lob.

Beglückwünschen Sie den Anderen zu einem Erfolg. Es gibt viele Gelegenheiten dazu, wenn Sie offen dafür sind. Bemühen Sie sich um solche Offenheit. Auch Sie freuen sich, zu einem Erfolg beglückwünscht zu werden.

Loben Sie dagegen nie sich selbst ("Eigenlob stinkt"), oder, wie eine arabische Lebensweisheit vornehmer sagt: "Wer sich selbst lobt, wird sich schämen müssen", sondern äußern nur Freude darüber, dass Ihnen etwas gelungen ist.

Haben Ihnen Andere bei dem Gelingen geholfen, so lassen Sie deren Beitrag aber nicht unerwähnt.

Kehren Sie nicht gegenüber Anderen heraus, ihnen überlegen zu sein, sondern freuen sich allenfalls über Ihre größeren Fähigkeiten. Ihr Verdienst sind diese nur zum Teil, während sie im Übrigen auf angeborenen Eigenschaften, Ihrer Erziehung und Ausbildung beruhen.

4. Seien Sie dem Anderen gegenüber freundlich, auch wenn er selbst unfreundlich ist. Auf die Dauer wird Ihre Freundlichkeit ihn entwaffnen.

Entschuldigen Sie sich selbst für ein unbedachtes Wort und versuchen abzuwiegeln, wenn der Andere es sagt, statt mit gleicher Münze heimzuzahlen. Solche "gewaltfreie Kommunikation" (David Servant-Schreiber a.a.O., Teil 12) verlangt zwar Disziplin und Umsicht, zahlt sich aber aus.

5. Tadeln Sie nicht, wo es nicht um der Sache Willen geboten ist. Ist es das, so tadeln Sie wenigstens nicht öffentlich und nicht in verletzender Weise und loben zuerst, was vielleicht dennoch zu loben ist. Konzentrieren Sie sich bei der Formulierung Ihrer Kritik - rät Servant-Schreiber mit Recht - ganz auf das eigene Gefühl. Sagen Sie lediglich "Sie kommen zu spät", so muss der Andere sich wehren. Sagen Sie dagegen "Wir waren für 8 Uhr verabredet, und jetzt ist es 8.15 Uhr, das ärgert mich", so kann der Andere sich nur entschuldigen.

Lassen Sie sich umgekehrt Kritik gefallen, soweit sie berechtigt ist. Denken Sie darüber nach, ehe Sie sie zurückweisen. Das kann in Sekundenschnelle geschehen. Es kommt nur auf Ihre innere Einstellung dazu an. Erkennen Sie, Kritik zunächst zu Unrecht zurückgewiesen zu haben, so sagen Sie das dem Anderen.

Wehren Sie berechtigte Kritik nie mit der Kritik des Anderen ab, mag diese auch noch so berechtigt sein. Haben Sie diese bisher nicht vorgebracht, so duldet sie auch noch weiteren Aufschub. Üben Sie sie erst, wenn Sie nicht mehr durch die Kritik des Anderen gestresst sind.

6. Halten Sie sich nicht für unfehlbar, sondern bedenken, dass auch Sie sich irren und Fehler machen könnten. Haben Sie erkannt, einen Fehler begangen zu haben, der einen Anderen berührt, so sagen Sie es ihm, statt darauf zu warten, ob er ihn bemerkt. Schon Konfuzius hat gesagt: "Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten."

Bitten Sie den Anderen um Nachsicht und üben diese selbst, wenn der Andere einen Fehler eingesteht. Nur so können Sie sich darauf verlassen, von dem Anderen offen informiert und vor etwaigem Schaden bewahrt zu werden.

Danken Sie dem Anderen, wenn er Sie auf einen Fehler oder auf eine Möglichkeit hinweist, etwas besser zu machen.

Machen Sie einen Mitarbeiter auf einen Fehler aufmerksam. Ist er uneinsichtig und könnte das dem Betrieb schaden, so verständigen Sie Ihren Vorgesetzten.

"Mobben Sie nicht!" Tun andere es, so sagen Sie Ihnen, das sei ungehörig und Sie müssten, ließen sie es nicht, den Vorgesetzten verständigen. Haben Sie Mut, das notfalls auch zu tun, und verständigen Sie den Gemobbten von dem Ergebnis Ihrer Bemühungen.

Weisen Sie auch Vorgesetzte auf falsches Verhalten und auf Missstände im Betrieb hin. Erstatten Sie, wenn das nicht hilft, und wenn der Allgemeinheit Schäden drohen, notfalls eine anonyme Anzeige und verständigen zugleich die Presse, um die Behörde zum sofortigen Tätigwerden zu zwingen. Zivilcourage muss nicht soweit gehen, Ihren Arbeitsplatz aufs Spiel zu setzen, trotzdem müssen Sie die Allgemeinheit vor Schaden bewahren.

7. Bieten Sie dem Anderen von sich aus Hilfe an, statt zu warten, bis er Sie darum bittet. Vielleicht hat er nur keinen Mut dazu. Es gibt viele Gelegenheiten zu helfen. Sie müssen sich nur in die Lage des Anderen hineinversetzen.

Helfen Sie anderen, so helfen Sie, wie eine amerikanische Studie ergeben hat, psychisch auch sich selbst.

Bittet er Sie umgekehrt seinerseits um Hilfe, so haben Sie aber auch Mut "Nein" zu sagen, wenn Sie sich sonst übernehmen und sich Stress bereiten würden.

Haben Sie umgekehrt Mut, den Anderen um Hilfe zu bitten. Vielleicht hilft er Ihnen gern, hat aber nicht geahnt, dass Sie der Hilfe bedurften. Nehmen Sie ihn jedoch nicht über Gebühr in Anspruch. Benötigen Sie etwa in einer Krankheitsphase, unverhältnismäßig viel Hilfe, so versuchen Sie, die Last auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

8. Fragen Sie den Anderen nie nur aus Höflichkeit nach seinem Befinden, sondern nur, wenn Sie bereit sind, ihm zuzuhören. Hören Sie ihm dann aber auch geduldig zu, statt alsbald von Ihrem eigenen Befinden zu berichten. Hören Sie nicht nur, sondern hören Sie "mit dem Herzen" zu, wie Servant-Schreiber formuliert, damit Sie dem Gefragten als Gesprächspartner dienen können. Lassen Sie ihn zu Ende reden, allenfalls durch Verständnisfragen unterbrochen. Trösten Sie ihn, wenn er sich selbst bejammert. Aber sagen Sie nie, Anderen gehe es noch schlechter. Für ihn ist gegenwärtig seine eigene Not die Größte.

Will er Ihnen detailliert über seine Krankheit erzählen, fällt es Ihnen aber schwer, sich so etwas anzuhören, oder nimmt er Ihre Zeit dadurch zu sehr in Anspruch, so fangen Sie das mit dem Hinweis ab, diese Einzelheiten müsse er seinem Arzt schildern.

In geeigneten Fällen versuchen Sie, ihm mit dem Hinweis zu helfen, ein Genesungsprozess lasse sich mit dem festen Vorsatz beschleunigen, schnell wieder gesund zu werden.

Wissen Sie von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder dergleichen Not in der Familie des Anderen, so fragen Sie ihn gelegentlich, wie es damit stehe. Gab es für Sie selbst solche Not und hatte der Andere daran Anteil genommen, so verständigen Sie ihn auch, wenn die Not behoben ist. Teilen Sie nicht nur Ihr Leid, sondern auch Ihr Glück miteinander.

9. Unsere Erfahrungen behalten zwar ihren Wert, aber das Wissen der Menschheit nimmt ständig zu, und zwar immer schneller. Dem können wir uns nicht verschließen. Nutzen Sie darum jede Gelegenheit, hinzuzulernen und halten sich deshalb geistig fit (s. dazu o. zu 5.). Machen Sie dem Anderen Mut, es gleichfalls zu tun.

"Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern; Andere bauen Windmühlen; die Dritten setzten Segel" (asiatische Lebensweisheit). Setzen möglichst auch Sie solche Segel! Trauen Sie sich das nicht zu, so mauern Sie wenigstens nicht! Das kann sich heute niemand mehr erlauben.

Lesen und bedenken Sie dazu das Gedicht " Stufen " von Hermann Hesse:
  

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
  

10. Sagen Sie dem Anderen nicht, insbesondere nicht triumphierend, Sie seien es, der Recht gehabt habe, oder gar, Sie hätten wieder ’mal Recht gehabt. Das demütigt ihn nur.

Hatten Sie behauptet, Sie seien im Recht, erkennen aber, es nicht gewesen zu sein, so sagen Sie das dem Anderen ebenfalls.

11. Sehen Sie nicht weg, wenn Anderen Unrecht geschieht. Setzen Sie sich vielmehr unerschrocken für sie ein, zumal für Schwächere. Nur so behalten Sie ein gutes Gewissen.

"Siehst du Unrecht und Böses und sprichst nicht dagegen, dann wirst du sein Opfer."
- afrikanische Lebensweisheit -
 

12. Sagen Sie nie etwas Nachteiliges über einen Abwesenden, es sei denn, Sie hätten es ihm schon selbst gesagt. Werben Sie, wenn nötig und möglich, bei Ihrem Gesprächspartner um Verständnis für das Verhalten des Anderen oder suchen nach möglichen Entschuldigungsgründen.

13. Sind Sie bloß Zuhörer einer Diskussion und kann derjenige mit den besseren Gründen nur nicht so gut argumentieren wie der andere, so springen Sie ihm bei.

14. Begabter zu sein als Andere, ist nicht Ihr Verdienst, sondern ein Geschenk. Bilden Sie sich also nichts darauf ein! Ihr Verdienst kann es aber sein, Ihre Begabung weiterzuentwickeln und für sich und Andere zu nutzen.

15. Reden Sie niemandem nach dem Mund. Halten Sie aus sachlichen Gründen einen Konflikt für unvermeidlich, so scheuen Sie ihn nicht. Ein nur schwelender Konflikt kann Sie und den Anderen sehr belasten. Versuchen Sie notfalls, ihn für eine Mediation zu gewinnen.

Lassen Sie sich nicht von anderen "instrumentalisieren", sondern durchdenken alles, was Andere Ihnen zu tun raten oder Sie zu tun bitten, ehe Sie es tun.

16. "Heulen Sie nicht mit den Wölfen", sondern schwimmen notfalls gegen den Strom.

17. Hüten Sie sich vor negativen Vorurteilen. Behinderte und andere Minderheiten leiden oft schmerzlich darunter, und die Vorurteile sind oft ungerechtfertigt. Was etwa ein Blinder kann oder nicht kann, variiert von Mensch zu Mensch. Die eine versorgt völlig selbständig Mann und Kinder, der andere, der eben erst erblindet ist, kann dagegen sehr hilfsbedürftig sein. Treffen Sie auf einen solchen Menschen, so finden Sie auf meiner Homepage Ratschläge in "Nicht verzagen, sondern wagen - praktische Hinweise für Altersblinde und ihre Angehörigen".

18. Ist der Andere Rollstuhlfahrer, so helfen Sie ihm nur, wenn er es will.

19. Ist der Andere hochgradig hörbehindert, kann aber von den Lippen lesen, so sprechen Sie nicht laut, sondern artikulieren gut.

20. Ist der Andere blind, so bieten Sie ihm Hilfe an, respektieren aber, dass er darauf verzichtet. Bedenken Sie, wenn Sie an ihm vorübergehen oder ihm in einer Veranstaltung begegnen, dass er Sie nicht sieht, wohl aber Sie ihn. Erinnern Sie sich in solchen Situationen an das Gedicht "Der Blinde auf der Mauer" von Erich Kästner.
   

Der Blinde auf der Mauer

Ohne Hoffnung, ohne Trauer

Hält er seinen Kopf gesenkt.

Müde hockt er auf der Mauer.

Müde sitzt er da und denkt:

Wunder werden nicht geschehen.

Alles bleibt so, wie es war.

Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.

Wer nichts sieht, ist unsichtbar.

Schritte kommen, Schritte gehen.

Was das wohl für Menschen sind?

Warum bleibt den niemand stehen?

Ich bin blind, und ihr seid blind.

Euer Herz schickt keine Grüße

aus der Seele ins Gesicht.

Hörte ich nicht eure Füße,

dächte ich, es gäb` euch nicht.

Tretet näher! Lasst euch nieder,

bis ihr ahnt was Blindheit ist.

Senkt den Kopf, und senkt die Lieder,

bis ihr, was euch fremd war, wisst.

Und nun geht! Ihr habt ja Eile!

Tut, als wäre nichts geschehen.

Aber merkt euch diese Zeile:

"Wer nichts sieht, wird nicht gesehen."
  

21. Ist der Andere geistig behindert, so sprechen Sie mit ihm in einfachen Sätzen. Duzen Sie ihn nicht, wenn er Sie nicht gleichfalls duzt. Denken Sie nicht von vorne herein, er könne etwas nicht, sondern freuen sich über alles, was er noch kann, sagen ihm das aber nicht, wenn er es als Selbstverständlichkeit betrachtet.

22. Trifft Sie ein Schicksalsschlag, so fragen Sie nicht: "warum", sondern "wozu"! Es mag lange dauern, bis Sie eine Antwort darauf finden, aber irgendwann wird sie da sein. Peter Hahne bringt in seinem Büchlein "Leid - warum lässt Gott das zu?" zahlreiche Beispiele dafür. (Johannes Verlag, Freiburg, 5te Auflage, 2009)

23. Schließlich enthält auch das nachstehende Gebet von Teresa von Avila viel beherzigenswertes, auch für junge Menschen:

"Herr, Ich spüre, dass ich älter werde. Ich ahne, dass ich bald zu den Alten gehöre. Du weißt das auch. Bewahre mich vor allem, was manche Alten so unbeliebt macht.

Behüte mich vor Geschwätzigkeit. Lass mich nicht meinen, ich müsse mich bei jeder Gelegenheit zu allem äußern. Gib mir die Einsicht, dass ich zuweilen auch Unrecht haben kann.

Befreie mich von dem eitlen Verlangen, jedermanns Angelegenheiten in Ordnung bringen zu wollen. Halte mich frei davon, den anderen alle Einzelheiten meines Alltags aufzudrängen.

Schenke mir Geduld, wenn andere mir ihre Leiden klagen; aber versiegle meine Lippen, wenn ich meine eigenen zunehmenden Schmerzen und Gebrechen ausbreiten möchte. Und wenn ich doch darüber spreche, dann lass es mich so tun, dass Deine Güte dadurch nicht verdunkelt wird.

Mache mich hilfsbereit, aber nicht geschäftig; fürsorglich, aber nicht herrschsüchtig.

Am Ende aber lass mich nicht einsam sein. Ich brauche dann ein paar Freunde, lieber Herr, gute Freunde. Das weißt Du auch.

Aber vor allem brauche ich Dich. Bitte, gestalte mich um in Dein Bild, lass mich reif werden und mich freuen auf die Ewigkeit."

     
        
     

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