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Laudatio von Herrn Dr. Uwe Boysen zum 90. Geburtstag des Dr. Hans-Eugen Schulze

 

Ein überzeugendes Leben

Zum 90. Geburtstag von Dr. Hans-Eugen Schulze

 
  

Der Name Hans-Eugen Schulze begegnete mir erstmals Anfang der 1960er Jahre. Mein Vater, selbst Justizbeamter, zuletzt beim Bundesarbeitsgericht in Kassel, las mir einen Artikel über einen blinden Bundesrichter in Karlsruhe vor. Ob er mir damals insgeheim das gleiche wünschte, weiß ich nicht. Aber Hochachtung schwang in seiner Stimme mit, als wir dieses Porträt an uns vorüberziehen ließen.

     

Dann, inzwischen stand ich kurz vor dem Abitur und war in den damaligen VBGD, den heutigen DVBS eingetreten, erlebte ich Dr. Hans-Eugen Schulze 1966 erstmals live. Als es um die Entlastung des Vorstands ging, sprang ein Mann auf und beantragte mit sehr forscher jugendlich klingender Stimme diese Entlastung.

    

Bis es zu unserer ersten und zwar literarischen Begegnung kam, sollten 7 weitere Jahre vergehen. Eine Juristenfachgruppe gab es damals noch nicht und so erfuhr man über die großen Männer des Vereins eigentlich nur in der Vereinszeitschrift. Hier veröffentlichte ich 1973 einen Beitrag über meine Abenteuer während eines 6wöchigen Londonaufenthalts innerhalb und außerhalb dieser Metropole. Ich hatte meine Eindrücke teilweise mit Vokabeln beschrieben, wie sie ein Sehender verwenden würde.

   

Das rief Hans-Eugen Schulzes Kritik auf den Plan und wir kreuzten literarisch ein wenig die Klingen. Doch gab es weder Tote noch Verletzte.

  

1975 trafen wir uns dann erneut beim ersten Juristentreffen auf Schloss Westerburg, wo Hans-Eugen Schulze uns aus seiner richterlichen Praxis am BGH berichtete und uns in seine Arbeitstechniken einführte. … Anfang der 1990er Jahre - Hans-Eugen Schulze befand sich schon seit einiger Zeit im Ruhestand, gelang es ihm, ein für den Einigungsprozess in Deutschland unter den blinden und sehbehinderten Juristinnen und Juristen wesentliches Werk zu vollbringen.

   

Maßgeblich seiner Initiative (und seinen guten Kontakten ins Bundesjustizministerium) war es zu verdanken, dass der DVBS blinden und sehbehinderten , Juristinnen und Juristen aus den neuen Bundesländern eine kompakte Einführung in das für die aller meisten von ihnen neue westdeutsche Recht ermöglichen konnte, um sie so für die neuen auf sie zukommenden Aufgaben fit zu machen. Diese Kurse, an denen ca. 20 Personen teilnahmen, haben - wie die Teilnehmenden bestätigen - maßgeblich dazu beitragen können, den Betroffenen ihren Beruf zu erhalten oder sie bei einer Neuorientierung zu unterstützen.

  

Ein weiteres von Hans-Eugen Schulze angeschobenes Projekt führte 1993 zu einer europaweiten Tagung in Loccum über die Möglichkeiten blinder und sehbehinderter Menschen in akademischen und verwandten Berufen. Leider ließ sich der Impetus dieser Veranstaltung im folgenden Tagesgeschäft nicht aufrecht erhalten. Gleichwohl war es eine wegweisende Veranstaltung ebenso wie das im Jahr 2000 in Heidelberg durchgeführte Symposium zu Fragen der Altersblindheit.
   

Auch auf sozialpolitischem Gebiet war Hans-Eugen Schulze insbesondere in den 1990er Jahren aktiv, beispielsweise als Baden-Württemberg 1996 einen ersten ernsthaften Versuch unternahm, das Blindengeld insgesamt abzuschaffen. Als Bürger, ehemaliger Bundesrichter und Beauftragter der evangelischen Landeskirche in Südbaden für Blinde und Sehbehinderte wandte sich Hans-Eugen Schulze an eine ganze Reihe Prominenter und versuchte, sie mit vielen Argumenten von der Notwendigkeit eines solchen Nachteilsausgleichs zu überzeugen. Diese Aktionen hat er unbeirrt auch im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts fortgesetzt.

  

Ein großes Arbeitsfeld hat Hans-Eugen Schulze auch im juristischen Bereicht bei Fragen der Gleichstellung behinderter Menschen beackert, als es nach 1994 galt, das Benachteiligungsverbot aus Art. 3 Abs. 3 Satz 2 Grundgesetz mit Leben zu füllen. Aus dieser Initiative entstand schließlich der heute noch sehr aktive Arbeitskreis Nachteilsausgleiche des DVBS (AKN), der maßgebliche Vorarbeiten zum Wegweiser Sozialpolitik unseres Vereins, aber auch zur Frage der Umsetzung der BRK und zu einem allgemeinen Teilhabegesetz für schwerbehinderte Menschen erbracht hat.

  

Nicht vergessen sei schließlich die rege Arbeit, die Hans-Eugen Schulze seit 1988 in den Aufbau der Gruppe Ruhestand unseres Vereins hineingesteckt hat. Ihm ist es neben Dr. Anneliese Liebe und Dr. Johannes-Jürgen Meister maßgeblich zu verdanken, dass diese Gruppe schon lange eine der aktivsten unseres Vereins ist.

  

Hinter all dem steht ein Mensch, dem viel von protestantischer Ethik innewohnt: konsequente und zielgerichtete Arbeitsauffassung, gleichzeitig aber offen für Gegenargumente, die er gewichtet, sich dann aber auch zu einer Entscheidung durchringt, die er dann konsequent begründet und zu der er bedingungslos steht. Diese Konsequenz hat Hans-Eugen Schulze auch in einem Bereich umgesetzt, der mir persönlich am meisten Hochachtung abverlangt, bei der Betreuung seiner 2010 verstorbenen Ehefrau Marga. Wie oft hat er sich vorzeitig von unseren Tagungen und Zusammenkünften verabschieden müssen, um nach Karlsruhe zurückzukehren und sich um seine Ehefrau zu kümmern, sie auf ihren letzten Wegen zu begleiten, so wie sie früher ihn begleitet hatte - und doch ganz anders, aber immer respektvoll und einfühlsam.

  

Diese Zeilen (und der Platz in unserer Zeitschrift) reichen bei weitem nicht aus, um alle Aktivitäten des Jubilars ebenso wie die vielen Ehrungen, die ihm zu Teil geworden sind, und alle Charakterzüge zu benennen, die ihn auszeichnen. Das möge man dem Gratulanten nachsehen. Ihm bleibt nur noch Dir, lieber Hans-Eugen, am Beginn Deines 10. Lebensjahrzehnts weiter Kraft, aber auch Ruhe und Zufriedenheit mit dem zu wünschen, was Du in 90 Jahren geplant, umgesetzt und erreicht hast. Wir haben von Deinen Vorarbeiten immens profitiert und tun das auch heute noch. Dafür sei Dir Dank und Anerkennung gesagt ebenso wie für Deine große Treue zu den Zielen dieses Vereins, dessen Schicksal Du - auch ohne je in seinen Vorstand eingetreten zu sein - in den letzten 50 Jahren maßgeblich mitgeprägt hast.

  

  

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