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Nachwort

Nachwort

  


  

"Das Alter hat viele Gesichter" - auch bei Menschen, die blind und sehbehindert sind.

In dem vorliegenden Buch berichten 35 ältere Menschen, Männer und Frauen, wie sie ihr Berufsende erlebt haben, wie sie den Übergang in die nachberufliche Zeit gestaltet und gemeistert haben. Es sind Menschen, die von Geburt an blind waren, die in früher Jugend erblindet sind durch Unfall oder Kriegsschicksal, und auch solche, die erst im höheren Alter mit erheblichen Sehschwierigkeiten und Blindheit konfrontiert worden sind. Es sind Menschen, die schon die Blindenschule besuchten, einen Beruf erlernt haben, das "Blindenhandwerk" (Stuhlflechten, Korbflechten) erlernten und bestens beherrschten, - und andere, die Abitur ablegten und ein Studium - meisten Jura - erfolgreich absolvierten.

Manch einer berichtet auf einer Seite ganz knapp; andere wiederum holen weit aus, schildern Kriegserlebnisse, schildern wie sie sich als junger Mensch mit ihrem "Anderssein" auseinander gesetzt haben, welche Herausforderungen sie erlebten, wie sie dennoch ihren Weg gefunden haben und jetzt im Alter sehr zufrieden sind.

Alle, die hier berichtet haben, haben ihr Lebensschicksal gemeistert: sie haben sich auch - teilweise nach einer gewissen Übergangsphase - an die nachberufliche Zeit gut angepasst, haben ihre Hobbies ausgebaut, lesen "mit Ohren und den Händen", nehmen Anteil am Zeitgeschehen oder engagieren sich im Ehrenamt. Sport, körperliche Bewegung, spielt eine große Rolle: "Was rastet, das rostet", - ist die Erkenntnis vieler. Manch einer hat nach dem Berufsende noch etwas Neues gelernt, sich mit dem Computer vertraut gemacht, sich neue Interessensgebiete erschlossen.

Die meisten der hier zur Wort kommenden "jungen Alten" waren irgendwie in der Blindenarbeit tätig, sei es als Vorsitzende eines Blinden- und Sehbehindertenvereins, als Redakteure der Verbandzeitschrift eines Blindenvereins, als Richter oder Richterin oder als Ehrenamtliche im Behindertenbeirat des Stadtbezirks oder als ehrenamtliche Mitarbeiterin in einer Blinden- und Sehbehindertenstiftung. Das soziale Engagement ist groß. Viele Menschen schöpfen aus dem familiären Umfeld ihre Kraft, freuen sich an den gut gelungenen Kindern, unternehmen mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner Ausflüge. Natürlich kommen auch gelegentlich Klagen über das "Brüchigwerden" des sozialen Netzes, weil gute Freunde und Bekannte wegsterben, - ein Phänomen, das man auch bei Nicht-Sehbehinderten findet. Schwere Belastungen ergeben sich beim Verlust des Partners, den einige der älteren Männer und Frauen erleben mussten - doch auch diese wurden gemeistert.

Insgesamt spricht aus den vielen Schicksalen ein beachtlicher Lebensmut und bei der überwiegenden Anzahl der Schilderungen ein erstaunlicher Optimismus. Man ist sich zwar seiner Begrenzungen, die oft mit zunehmendem Alter und veränderter Lebenssituation sich verstärken, durchaus bewusst und ist bemüht, diese zu akzeptieren. Man fragt aber gleichzeitig nach den noch verbliebenen Möglichkeiten und versteht es, diese zu nutzen. Die "Kunst des Alterns", die in den Berichten zutage tritt, ist vielgestaltig. Der Lebensraum der Sehbehinderten und Erblindeten erfährt auch nach dem Berufsende, vor dem sich zunächst manch einer fürchtete, sehr oft eine Ausweitung: manch einer erlebt einen neuen Anfang und freut sich, sich jetzt den Interessensgebieten zuwenden zu können, die er bisher vielleicht vernachlässigen musste. Insofern gilt der weise Spruch:

"Fange nie an, aufzuhören -

und vor allem:                              höre nie auf, anzufangen!"

Prof. Dr. h.c. Ursula Lehr

  

  

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