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Margarete Boms

Margarete Boms
Jahrgang 1937

  


Der dritte Lebensabschnitt einer Diakonisse

         

Im Jahre 1991 hieß es für mich, aus der geliebten Arbeit im Kindergarten nach 33 Jahren Abschied zu nehmen. Zuerst einmal in den Vorruhestand. Da ich zu einer Schwesterngemeinschaft gehöre, ging ich in unser Mutterhaus, in dem wir zusammenleben. Hier übernahm ich das Amt an der Pforte. Das war eine gute Zeit. Nach fünf Jahren ging auch diese zu Ende. Mein Auge wollte nicht mehr. Ich konnte die Menschen nicht mehr erkennen. Was nun?

Jetzt begann der richtige Ruhestand. Was gibt es für mich zu tun, was kann ich noch machen? Ich teile dies in drei Abschnitte. Eine Aufgabe habe ich schon einige Jahre vorher angenommen. Ich bin Beauftragte für den Evang. Blinden- und Sehbehindertendienst Baden e.V., im Kirchenbezirk Lahr. Nun konnte ich mich mehr diesem Dienst widmen. Viele Telefonate sind zu führen, ein oder zwei Treffen oder auch mal ein kleiner Ausflug gehören zum Jahresprogramm. Ab und zu bin ich auch zu Frauenkreisen eingeladen mit der Bitte, ihnen über die Arbeit mit blinden Menschen und den Umgang mit ihnen zu erzählen.

Der zweite Abschnitt ist eine Aufgabe innerhalb des Hauses. Hier helfe ich, wenn ein größerer Postversand ansteht: stempeln, falten, kuvertieren; oder, wenn Dinge außerhalb erledigt werden müssen. Hauptaufgabe aber ist: alle Papiere, die nicht in den Papierkorb dürfen, entsorge ich für Büro und Schule. Es bleibt alles geheim, denn lesen kann ich nicht mehr, aber die Technik beherrsche ich. Von Zeit zu Zeit besuche ich unsere Seniorinnen zu einer Aktivierungsstunde. Mit Singen und Erzählen geht diese schnell vorbei.

Nun zum dritten Abschnitt, der private Teil. Ja, was gibt es da zu tun? Ich lese gern und darum lese ich mit den Ohren, aber seit einiger Zeit auch mit den Händen. Das geht zwar nicht so schnell, aber langsam und beständig und macht viel Freude. In Blindenschrift wird, weil sie großen Raum einnimmt, viel gekürzt. Da ich die Kürzungen nicht systematisch auswendig lernen wollte, musste ich zunächst häufig ein Wort aus dem Zusammenhang erraten. Eine große Hilfe waren mir daneben die täglichen Losungen der Brüdergemeine: ich legte die Großdruckausgabe des Losungsbüchleins unter das Bildschirmlesegerät, um dort nachzusehen, wenn ich eine Kürzung noch nicht kannte. Den Text für die Bibelstunde schreibe ich mir aus der unter dem Bildschirm liegenden Bibel im Voraus in Blindenschrift ab. Ich wechsele inzwischen auch Briefe in Blindenschrift und lese Bücher. Mit meiner Freundin gehe ich, wenn sich die Gelegenheit bietet, schwimmen. Auch kleine oder manchmal größere Ausflüge und sogar Reisen stehen auf unserem Programm.

So sieht also mein Ruhestand aus. Es gibt immer etwas zu tun für mich und das ist schön.

  

  

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