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Dr. Annelise Liebe

Dr. Annelise Liebe
29.12.1911 - 23.12.2006

  


  

Zum Schauen geboren, zum Sehen - nicht - bestellt

Vorbemerkung der Redaktion

Mit Frau Dr. Liebe hatte ich, weil sie zuletzt pflegebedürftig war, vereinbart, anstelle einer neuen eigenen Schilderung meine Vorstellung ihres eingangs genannten Buches aus Horus Nr.3/2004, S.114 zu übernehmen die folgendermaßen lautete:

Die wahrscheinlich älteste noch schreibende deutsche Blinde, Universitätsoberrätin i. R. Dr. phil habil. Annelise Liebe, hat ihren Lebensbericht vorgelegt. Wer daran interessiert ist, wie Blinde vor ihm gelebt haben, wird diese kleine Schrift mit Gewinn lesen.

Geboren im Jahre 1911, wurde Annelise Liebe schon im Alter von nicht einmal zwei Jahren erstmals an den Augen operiert. Sie beschreibt den Stress, den es ihr bereitet hat, bis zum 15. Lebensjahr langsam völlig zu erblinden, aber auch den Wert, den ihre bis dahin erworbenen Seh-, insbesondere Farberinnerungen, die sie sorgfältig gepflegt hat, bis heute für sie haben.

Sie schildert die Bemühungen ihrer verwitweten und durch die Inflation vermögenslos gewordenen Mutter, die Familie durchzubringen und beschreibt den Besuch einer Privatschule, des allgemeinen Lyceums und des Oberlyceums, bis zum Abitur im Jahre 1931.

Es folgen der vergebliche Versuch, Blindenlehrerin zu werden, ihr Vollstudium als Musikwissenschaftlerin, ihre Bemühungen um eine freiberufliche Tätigkeit während des Krieges, ihr Überlebenskampf im zerstörten Nachkriegsberlin, ihre Arbeit als Verwaltungsangestellte, wissenschaftliche Assistentin und Musikwissenschaftlerin an der Humboldtuniversität bis zur Teilung der Stadt und ihre Tätigkeit an der Freien Universität.

Wer auch nur zwanzig Jahre später die Schule und eine Universität besucht hat, wird überrascht und zum Teil schockiert sein, von alledem zu lesen.

Frau Liebe berichtet auch über ihre ehrenamtliche Tätigkeit im DVBS als Mitglied seines Vorstands, Leiterin des Bezirks Berlin und Leiterin der Seniorengruppe. Und sie schreibt sehr sympathisch von dem Hund, der sie von 1934 bis 1940 durch Halle geführt hat.

Annelise Liebe sagt: "Ich habe versucht, einen Mittelweg zu finden zwischen erstrebenswerter Selbständigkeit und der Haltung, Du kannst Dir ruhig ein bisschen helfen lassen. Wer kommt in seinem Leben schon ohne Hilfe aus, selbst wenn er über volle Gesundheit verfügt?" Die Autorin hofft, ihr Lebensbericht möge anderen Betroffenen Mut machen, ihren Weg "kampfesfreudig in Anpassung an die heutigen Verhältnisse zu gehen". All dies, einschließlich seiner Kürze, macht ihren Bericht besonders lesenswert.

Er ist auf zwei Kassetten zu hören, bzw. 92 Seiten DIN A5 zu lesen und in der Marburger Schriftenreihe erschienen. Die Schwarzschrift kostet 6,00 Euro und die Kassetten 8,00 Euro, erhältlich beim DVBS, Tel.: 0 64 21 / 94 88 80.

  

  

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