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Siegfried Preis

Siegfried Preis
Jahrgang 1929

  


  

Vor elf Jahren habe ich für die erste Auflage einen Beitrag geschrieben. Damals war ich in Sachen Ruhestand noch ein Anfänger, heute darf ich mich wohl zu den "Fortgeschrittenen" rechnen. Als ich letztes Jahr 75 geworden war, sagte mir jemand: Dann bist du ja jetzt im "doppelten Ruhestand". Was er damit meinte, weiß ich nicht genau, er konnte es mir auch selbst nicht recht erklären. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Lebensphasen von den Demografen immer mal wieder neu definiert werden, so werden die über 75-jährigen heute gern dem "vierten Lebensalter" zugeordnet.

Das Meiste, was ich vor elf Jahren geschrieben habe, könnte ich heute genau so schreiben, es gilt nach wie vor. Allerdings habe ich inzwischen auch schmerzvolle Krankheits- und Klinikerfahrungen machen müssen, die mir vorher jahrzehntelang erspart geblieben waren. Nach mehreren Operationen und wochenlangen Krankenhausaufenthalten kenne ich jetzt auch die anderen Seiten des Lebens, was dazu führt, dass ich sehr viel aufmerksamer und verständnisvoller reagiere, wenn andere alte Leute von ihren großen und kleinen Beschwernissen erzählen. Tiefe Dankbarkeit erfüllt mich dafür, dass ich noch einmal "auf die Beine" gekommen bin, auch wenn es "bergauf" etwas langsamer geht als früher. Wenn gelegentlich - in Geschäften oder im Verkehr - trotz unübersehbarer grauer Haare jemand "junger Mann" zu mir sagt, weiß ich natürlich, dass es so ernst nicht gemeint sein kann, aber ich lasse es mir gefallen und widerspreche nicht.

Meine Funktionen in verschiedenen Gremien habe ich "aus Altersgründen" abgegeben. Die Verantwortung tragen jetzt jüngere, deren Tun ich - zuweilen mit Sorge, oft aber auch mit ehrlicher Anerkennung - auf jeden Fall mit wachem Interesse begleite. Mit den heute überall selbstverständlichen elektronischen Umgangsformen kann ich mich nur schwer anfreunden, was meine Offenheit für wirklich sinnvolle und nützliche Neuerungen keineswegs ausschließt. Auf Fernsehen kann ich gut verzichten, im Radio wünschte ich mir ein größeres Angebot an anspruchsvollen Wortsendungen. Beim Hören von Kassetten schlafe ich leicht ein. Aber da ich die Punktschrift mühelos beherrsche, lese ich gern, vor allem Zeitschriften und Fortsetzungsromane, die in Heften oder Loseblattform erscheinen. (DZB Leipzig, BIT-Zentrum München u.a.)

Die erfreulich günstigen Telefongebühren bieten die Möglichkeit, viele Gespräche zu führen, mit denen ich freundschaftliche Kontakte, in der Nähe und in die Ferne, pflegen kann.

Da ich in einer kleinen Stadt wohne und zum Bahnhof - mit noch guten Zugverbindungen - nur zehn Minuten Fußweg habe, kann ich - wieder - viel unterwegs sein, so kann ich mein Eisenbahn-Hobby auf kleinen und großen Reisen mit allerlei nützlichen Zwecken und Zielen verbinden.

Viele Jahre lang hat es zu meinen Aufgaben als Pfarrer gehört, Altersjubilare zu besuchen und zu beschenken. Dabei habe ich mich immer bemüht, ihnen gute und wegweisende Worte mitzugeben. Jetzt ist es so weit, dass ich all die klugen und nachdenklichen Dinge, die ich andern gesagt habe, für mich selbst in Anspruch nehmen und beherzigen möchte.

  

  

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