Inhalt Rechts

Rechte optische Spalte

Sprachauswahl

Dritte Spalte

Inhalt Mitte

Breadcrump Menü

Sie sind hier:

Hauptinhalt

.

Dieter Richter

Dieter Richter
Jahrgang 1938

  


  

Was tue ich nach meiner Pensionierung?

1990 wurde ich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand versetzt. So lautet die vornehme konventionelle Umschreibung dafür, dass ich, nicht zuletzt wegen meiner Behinderung - vollblind -, aus dem Amt gemobbt worden bin. Ich will damit nicht sagen, dass dies zwangsläufig war und regelmäßig stattfindet, aber es findet statt, und das nicht ganz selten. Selbstverständlich hat dies immer mit Personen zu tun, und ich hatte das Pech, dass, nach jahrzehntelanger guter Zusammenarbeit, mein Chef wegen Krankheit lange ausfiel und einen Vertreter bekam, der in jeder Beziehung unqualifiziert war. Alle Versuche, die Dinge vernünftig zu regeln, schlugen fehl. Im eigenen und familiären Interesse war ich mit der zu frühen Pensionierung einverstanden.

Sorge, mir könnte es langweilig werden, hatte ich nicht:

Jahrzehnte zuvor hatte ich mich in der Blindenselbsthilfe engagiert und zur Mitarbeit im DVBS entschlossen. Im Jahre 1971 habe ich die Fachgruppe "Verwaltung" ins Leben gerufen und viele Jahre lang geleitet. Fast während der gesamten 90-er Jahre war ich Vorsitzender des Arbeitsausschusses des Vereins. Für ihn sammle ich im Übrigen gebrauchte Blindenhilfsmittel, die in Entwicklungsländer weitergegeben werden und betreue blinde und sehbehinderte Studierende, die von dort nach Marburg kommen.

Daneben habe ich meinem Hobby, dem Schach, viel meiner Freizeit gewidmet und habe auch dort viele Jahre im Vorstand auf Bundes- und Bezirksebene verantwortlich mitgearbeitet. Die "Schachfreunde Marburg" leite ich seit rund 40 Jahren.

Ich bin in ländlicher Umgebung geboren und aufgewachsen und war immer sehr naturverbunden. Das Tandemfahren kam mir daher sehr entgegen. Ich praktiziere es mit meiner Frau und bin einmal jährlich drei Wochen nur mit dem Rad unterwegs.

Seit 1993 habe ich mich mit dem Computer beschäftigt. Mein Sohn hat mich davon überzeugt, dass diese Technik eine nützliche und sinnvolle Tätigkeit sein kann, die auch meinen Hobbies zu Gute kommt.

Unterhaltungselektronik hat mich schon immer interessiert und begeistert, und so beschäftige ich mich viel mit dem Aufnehmen und Archivieren alter Musikaufnahmen und brenne CDs mit dem Computer, den ich inzwischen nicht mehr missen möchte, wenn das Erlernen dieser Technik auch viel Zeit und Kraft gekostet hat, zumal ich mir alle Kenntnisse ohne Lehrgänge, nur mit Hilfe meines Sohnes und meiner Freunde erworben habe.

Neben diesen Hobbies arbeite ich seit vielen Jahren in der Rehabilitation Kriegsblinder mit. Damit bin ich zwei Monate im Jahr beschäftigt, und es macht überwiegend Freude, besonders dann, wenn zu sehen ist, dass ältere Menschen sich mit der Punktschrift beschäftigen und sich dadurch in die Lage versetzen, wieder lesen und schreiben zu können und dies auch tun. Nach Kräften vermittle ich dort auch PC-Kenntnisse und gebe Anregungen zum Umgang mit dieser für viele neuen Technik, die uns Blinden sehr viele neue Möglichkeiten eröffnet.

  

  

Dieser Artikel wurde bereits 7762 mal angesehen.



.