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Manfred Vogel

Manfred Vogel
04.03.1927 -01.07.2005

  


  

Mit wachen Sinnen - Ein Leben im Dunkeln

Im zweiten Lebensjahr wurde ich plötzlich blind und besuchte die Blindenschule Chemnitz, wo ich danach bis 1944 zum Stenotypisten ausgebildet wurde. Da ich aus der Hitlerjugend ausgeschlossen worden war, konnte der Anstaltsdirektor mir bei der Arbeitsvermittlung nicht helfen. Auch wurde ich drei Monate zu früh entlassen. Immerhin besaß ich ein Berufsschulzeugnis der Industrie- und Handelskammer mit einer Eins. So fand ich jedenfalls bis zum Kriegsende einen Arbeitsplatz. 1946 begann ich meinen Dienst als Polizeianwärter, bis ich schließlich Kriminalobermeister wurde. Vieles, was von Polizeibeamten erwartet wird, konnte ich natürlich nicht. Bei Vernehmungen kommt es aber nur darauf an, guten Kontakt zum Gesprächspartner herzustellen, was unter Umständen einem blinden weniger Schwierigkeiten bereitet, als einem noch unerfahrenen sehenden Kriminalbeamten.

Nach Vollendung des 65. Lebensjahres wurde ich 1999 in Ehren aus dem Polizeidienst entlassen. Das Angebot, mein Dienstverhältnis zu verlängern, nahm ich nicht an, weil mir klar war, dass die Spannkraft eines 65-jährigen den gegebenen Anforderungen nicht Stand hält und man auch jüngeren Menschen eine Berufschance geben muss.

Mein Beruf ohne geregelte Arbeitszeit, hatte mir nur bedingt Zeit für eine Tätigkeit im Blinden- und Sehbehindertenverband gelassen. Bei Eintritt in den Ruhestand wurde ich jedoch zum Vorsitzenden der Kreisorganisation Limbach-Oberfrohna gewählt, eine Funktion, die ich nach kurzer Unterbrechung noch heute bekleide. Ich halte dies für sehr wichtig, weil in der heutigen Situation Blinde dem Sozialabbau ausgesetzt sind, wenn Interessensvertreter der Blinden ihren Aufgaben nicht gewachsen sind. Wenn ich nach meiner Lebenslosung befragt werde, versuche ich, den Worten von Dante Alighieri gerecht zu werden: "Der eine wartet, bis sich das Schicksal wandelt, der andere packt kräftig zu und handelt."

  

  

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