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Gemeinsame Aufgaben und Möglichkeiten säkularer und christlicher Sehgeschädigtenorganisationen in einer sich wandelnden Welt - 5.2

5.2
Michael Herbst
Für den Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten
und die Christoffel-Blindenmission
Die Woche des Sehens
Blindheit verhüten - Blindheit verstehen

  

Zur Geschichte

  

Am Anfang stand ein vermeintlicher Interessenkonflikt: Vor über 30 Jahren riefen die Blindenselbsthilfeverbände und die Lions weltweit den "Tag des weißen Stockes" ins Leben und terminierten ihn alljährlich auf den 15. Oktober. Unter der Federführung der CBM startete Ende der 90er Jahre die Kampagne "Vision 2020", die sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahre 2020 weltweit alle vermeidbare Blindheit zu verhüten und alles Heilbare zu heilen - ein ehrgeiziges Ziel.

  

Die Kampagnenpartner - unter ihnen wiederum die Lions - riefen den internationalen "World Sight Day" aus: An jedem zweiten Donnerstag im Oktober sollte für die "Vision 2020" geworben werden.

  

Je nach Jahreskalender gibt es damit im Abstand von einem bis sieben Tagen im Oktober zwei Aktionstage, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Blindheit beschäftigen. Beide Aktionstage brauchen die Medien. Die Frage ist aber, ob die Medien beide Aktionstage brauchen. Naheliegenderweise befürchtete vor allem die Selbsthilfe, dass die Medienkanäle nach dem "World Sight Day" verstopft wären. Ende 2001 trafen sich deshalb die bundesdeutschen Aktionspartner der beiden Tage, um auf Initiative der CBM zu überlegen, wie der Interessengegensatz zu lösen sei. Man entwickelte die Idee, die beiden Tage durch eine Kampagne zu verbinden.

  

Die Partner

  

Im "Halbkreis von Bensheim" saßen seinerzeit Vertreter aus drei unterschiedlichen Gruppen von Organisationen. Erstens lud die CBM als Veranstalter des Workshops die Partner des "World Sight Day" ein:
  

- die Christoffel Blindenmission (CBM) selbst,
  

- die Lions Deutschland,
  

- das Deutsche Komitee zur Verhütung von Blindheit,
  

- die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und
  

- den Bundesverband der Augenärzte (BVA).

  

Zweitens fand der Veranstalter im
  

- Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), der
  

- Pro Retina Vereinigung (DPRV) und im
  

- Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS)
  
seine Ansprechpartner in der Selbsthilfe.

  

Schließlich lud man drittens
  

- den Zentralverband der Augenoptiker (ZVA)
  
als zusätzliche Organisation ein, die man als Partner einer gemeinsamen Kampagne gewinnen wollte.

  

Mittlerweile sind alle damals vertretenen Organisationen Partner der "Woche des Sehens", was sicher für das Kampagnenkonzept spricht.

  

Das Kampagnenkonzept
  

Marketingziele und Zielgruppen

  

Dem Kampagnentitel "Woche des Sehens" (WdS) fügte man den Slogan "Blindheit vermeiden, Blindheit verstehen" hinzu. Damit war die semantische Bedeutung des Wortes "Sehen" auch im Sinne von "erkennen" oder "begreifen" präzisiert, was mit "Blindheit" schwerlich möglich wäre. Mit der Zielsetzung,
  

- dass in Deutschland und der "Dritten Welt" Verhütung und Heilung von Augenerkrankungen und Blindheit mehr beachtet werden: Blindheit verhüten, und
  

- dass den Mitmenschen, denen die Medizin nicht mehr helfen kann, mit Rücksicht, Einsicht und Hilfe ein gleichberechtigter Alltag ermöglicht wird: Blindheit verstehen,
  

waren die Marketingziele formuliert und der Sinn der Kampagne klar gestellt: Es geht um die Schaffung von Bewusstsein.

  

Die Hauptzielgruppen der direkten Ansprache sind somit einerseits die interessierte Öffentlichkeit und andererseits die Medien. Während man sich bei der ersten Ausgabe der "Woche des Sehens" noch darauf beschränkte, eine Kommunikationsplattform zu bieten, über die die Partner gemeinsam ihre Botschaften transportieren können, geht man 2003 einen Schritt weiter: Nun finden sich auch im WdS-Kommunikationspaket Tipps der Partner zu verschiedenen Aspekten von Blindheit.

  

Aktionsformen und Medienarbeit

  

Die WdS fußt auf fünf Säulen:
  

  1. Die WdS-Tournee: In einer Schwerpunktregion tourt die WdS durch verschiedene Städte, von der Auftakt- zur Schlussveranstaltung. 2002 führte die Tour von Düsseldorf durchs Rheinland nach Köln. 2003 geht es von Dresden via Hauptstädte der neuen Bundesländer nach Berlin. Die Auftaktveranstaltung am "World Sight Day" wird inhaltlich federführend von der CBM gestaltet. Die Schlussveranstaltung obliegt dem DBSV. Auf allen Tournee-Plätzen sind Informationsstände der Partner aufgebaut.
      

  2. Regionale Aktionen: Alle Institutionen, die in irgendeiner Weise mit Blindheit und Sehbehinderung befasst sind, von der Augenklinik über den Optiker bis zur Blindenbildungseinrichtung, sind aufgefordert, vor Ort Aktionen durchzuführen. Ein Leitfaden gibt Anregungen und organisatorische Unterstützung. WdS-Aktionsmittel werden zur Verfügung gestellt. Wo sich drei Partner finden, kann die Aktion aus dem WdS-Etat gefördert werden.
      

  3. Aktionsmittel: Die WdS-Partner erstellen ein Kommunikationspaket. In dem deutschen Verein enthalten sind u.a. Broschüren, Pressemappen, die Internetseiten, Plakate etc. Über die Broschüren wird ein Preisausschreiben angeboten.
      

  4. Medienarbeit: Die WdS-Tournee wird natürlich medienmäßig begleitet. Die regionalen Aktionen erfahren Unterstützung durch den Leitfaden und die zur Verfügung gestellten Pressemappen. Die WdS-Partner bringen ihre jeweiligen Medienkontakte in die Kampagne ein. Neu ins Programm aufgenommen sind so genannte Telefonforen bei Tageszeitungen, in denen Experten aus der Selbsthilfe, der Eine-Welt-Arbeit für Blinde etc. Fragen von Lesern beantworten.
      

  5. Messeauftritte: Das ganze Jahr hindurch möchten sich die WdS und ihre Partner auf Tagungen und Messen präsentieren. Neben der allgemeinen Aufklärung geht es dabei um die Gewinnung von Initiatoren regionaler Aktionen.

  

Die Zusammenarbeit

  

Die WdS-Vollversammlung trifft sich jährlich ein- bis zweimal und befindet über grundlegende Dinge wie die inhaltliche Ausrichtung, die Aktionsformen oder auch die Finanzen. Zu letzterem ist zu sagen, dass die größeren Organisationen Euro 10.000 und die kleineren Euro 5.000 zum Etat beitragen. Die "Aktion Mensch" gibt noch einmal in etwa dieselbe Summe, die die Partner zusammen aufbringen.

  

Eine Koordinationsgruppe aus Vertretern der CBM, des BVA, des ZVA, des DBSV und mittlerweile auch des DVBS kümmert sich auf, bei Bedarf stattfindenden, Sitzungen um die Organisation der administrativen und operativen Arbeit und teilt diese unter sich auf. Auf den Sitzungen wird bspw. die Werbeagentur instruiert, werden die Arbeitsfortschritte abgeglichen und die Mediaplanung erledigt.

  

Die eigentliche Arbeit läuft dann in den Organisationen der Partner, wobei die Fäden bei der CBM zusammenlaufen, die auch den Löwenanteil der Aufgaben übernimmt. Dort gibt es eigens eine Stelle für die Betreuung von Projektpartnern, die sich schwerpunktmäßig um die WdS kümmert.

  

Erfolg der Kampagne 2002 - Vorteile der Zusammenarbeit

  

Der Erfolg von Aufklärungskampagnen ist bekanntlich schwer messbar. Der Marktbeobachter "Observer" zählte eine Gesamtauflage von 9 Mio. Printmedien mit Beiträgen zur WdS. Hinzu kamen Berichte in Radio, Fernsehen und Internet, die nicht quantifiziert werden können, aber sicher nicht unerheblich waren. Auch die Veranstaltungen, insbesondere in den Regionen, waren zumeist gut besucht. Insgesamt waren die Partner zufrieden mit der Resonanz und wollen sie 2003 durch verstärkte regionale Medienarbeit noch einmal deutlich überbieten.

  

Dem offenkundigen Nachteil solcher gemeinschaftlicher Kampagnen, nämlich dem, dass jeweilige Botschaften und Organisationen nicht exklusiv vermarktet werden, stehen aus der bis heute gemachten Erfahrung ungleich schwerer wiegende Vorteile gegenüber:
  

  1. Kaum einer der Partner wäre in der Lage, allein eine ähnlich große Resonanz über eine Aufklärungskampagne zu erzielen.
      

  2. Die Selbsthilfe bekommt nicht nur finanzielle Schubkraft zur Verbreitung ihrer Botschaften. Sie profitiert insbesondere von der Größe und der Vielfältigkeit der Kampagne.
      

  3. Die Branchenverbände positionieren sich über die WdS gegenüber der Öffentlichkeit nicht nur mehr als Interessenvertretung, sondern auch als an der Sache interessierte Organisationen und können übergeordnete Anliegen genereller Art transportieren.
       

  4. Die Hilfswerke der blindenspezifischen Eine-Welt-Arbeit stellen über die inhaltliche Botschaft der WdS dar, dass ihnen die Unterstützung blinder Menschen ebenso wichtig erscheint, wie die Blindheitsvermeidung, und zwar insbesondere bezogen auf Deutschland. Mithin positionieren sie sich als zwar der Eine-Welt-Arbeit verpflichtet, aber den heimischen Problemen Blinder durchaus aufgeschlossen.
       

  5. Alle Beteiligten schließen letztlich neue Kontakte und vernetzen ihre jeweiligen Organisationen in Richtung von Partnern, denen es aus anderer Sicht wichtig ist, sich mit Blindheit zu beschäftigen.

   

Noch halten alle Beteiligten an den beiden Aktionstagen fest und sehen die WdS entsprechend als eine "Brücke" zwischen "World Sight Day" und "Tag des weißen Stocks". 2004 wäre die WdS dann nur 48 Stunden lang und es bleibt abzuwarten, wie sich die Partner dazu stellen. Das wird für all jene kein Problem darstellen, für die die WdS in der Vision der Einstieg in eine tiefere Zusammenarbeit in dieser großen Koalition, nach englischem Vorbild, sein kann. Über Visionen wird unter den Partnern aber bis dato kaum geredet.

  

Das nächste Ziel sollte es sein, die Unterüberschrift "Blindheit verhüten, Blindheit verstehen" zu einer gemeinsamen Botschaft zu verdichten, um das Nebeneinander weiter zu überwinden. Worum geht es? Es geht um... "Blindheit: 50 Millionen helfen, Unzählige davor bewahren"

  

  

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