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Ratschläge zum Umgang mit Blinden und Sehbehinderten bei Veranstaltungen in der offenen Altenhilfe

 

 

Selbst seit frühester Kindheit blind und viele Jahre lang der Beauftragte für Blinden‑ und Sehbehind ertendienst der Evang. Landeskirche in Baden gewesen, liegt mir sehr daran, die Lebensqualität bei Sehverlust im Alter nach Möglichkeit aufrecht zuerhalten.

 

Je älter Menschen werden und je aufgeschlossener sie nach dem Ruhestandsbeginn noch dem Leben gegenüberstehen, desto mehr werden an Seniorenveranstaltungen auch Sehgeschädigte teilnehmen, d. h. Menschen die sehbehindert oder gar blind sind.

 

Was jemand noch wahrnimmt, der "nur" sehbehindert ist, hängt von der Ursache und dem jeweiligen Grad seines Sehverlusts ab. Es kann allgemein die Sehschärfe herabgesetzt sein. Dann sieht jemand möglicherweise nur noch unscharf wie durch einen Schleier. Es kann aber auch das Gesichtsfeld eingeschränkt sein. Geht diese Beeinträchtigung von der Mitte aus, wo man am schärfsten sieht, dann bleibt zuletzt nur noch das ohnehin weniger scharfe Sehen am Rande übrig. In diesem Falle erkennt man einen Menschen allein an seinen Umrissen und erkennt beim Lesen vielleicht nur Anfang und Ende einer Zeile in großer Schrift. Durch Drehen des Kopfes versucht man dann sein Gegenüber, bzw. die Mitte einer Zeile zu erkennen. Ist dagegen das Gesichtsfeld umgekehrt vom Rande her eingeschränkt, dann sieht man im Extremfalle nur noch wie durch einen Tunnel oder eine Röhre. Man kann zwar vielleicht noch lesen, dafür vieles rechts und links, oben oder unten aber nur noch bei entsprechenden Kopfbewegungen erkennen. Wollen Sie wissen, was jemand bei einer bestimmten Sehbeeinträchtigung noch sieht, um auf diesen Menschen besser eingehen zu können, so lassen Sie es sich genau von ihm erklären, und ermuntern ihn, es auch seinen Tischnachbarn zu sagen, um Missverständnissen und daraus sich ergebenden Unter‑ oder Überforderungen vorzubeugen. Jemandes Sehkraft kann übrigens je nach seiner körperlichen und/oder seelischen Verfassung und den Beleuchtungsverhältnissen stark schwanken.

 

Gerade bei einem hohen Lärmpegel, wie er in Seniorenveranstaltungen oft herrscht, wird jemand, der eines anderen Gesicht nicht mehr erkennt, häufig auch Schwierigkeiten haben, ihn an seiner Stimme zu erkennen. Der andere tut in solchen Fällen gut daran, seinen Namen zu nennen, wenn er im Zweifel darüber ist, ob er noch erkannt wird. Will jemand unter mehreren Anwesenden ‑ etwa in einer Tischrunde - speziell den Sehgeschädigten ansprechen, so kann es zur Vermeidung von Missverständnissen beitragen, ihn beim Namen zu nennen. Er sieht vielleicht nicht mehr, dass man gerade ihn anblickt.

 

Die Teilnahme Sehgeschädigter an Ihren Veranstaltungen wird vielfach daran scheitern, dass sie keine Begleitung haben oder sich bei den Treffen trotz gelegentlicher Ansprache isoliert fühlen. Umgekehrt haben die anderen Senioren oft Schwierigkeiten, weil sie vergeblich nach Blickkontakt suchen oder verlegen sind, was sie sagen könnten. Sie könnten in diesem Falle andere Teilnehmer aus dem näheren Umfeld der Betroffenen bitten, sie abzuholen und wieder nach Hause zu bringen und sie auch gelegentlich auf Spaziergängen mitzunehmen. Letzteres kann für beide wichtig sein, für die Begleiter, weil sie in Sehbehinderten und erst recht im Blinden einen Gesprächspartner haben, der Ihnen, weil durch Seheindrücke weniger oder überhaupt nicht abgelenkt, geduldig zuhört und für den Betroffenen, weil er dadurch öfter als sonst an die frische Luft kommt. Reichen Sie Kaffee und Kuchen, so sagen Sie denen, die es nicht mehr erkennen können bitte, welcher Kuchen es ist.

 

Im Umgang mit Sehgeschädigten ängstlich das Wort "sehen" und davon abgeleitete Ausdrücke zu vermeiden, ist nicht erforderlich. Oft gibt es keine natürlich klingenden Alternativen ‑ und selbst Menschen, die gar nichts mehr sehen, freuen sich aufs "Wiedersehen". Auch sollten Sie niemanden wegen seiner Sehschädigung bemitleiden. Beklagt jemand, nicht mehr (genug) sehen zu können, so hören Sie ihm zwar geduldig zu, sagen ihm dann aber, wo er Rat, Hilfe und Ermutigung finden könnte:
Bei den örtlichen Blinden- und Sehbehindertenvereinen, dessen Telefonnummer er unter der bundeseinheitlichen Nummer: 01805 666 456 erfragt, und in meinem Ratgeber für erfolgreiches Altern, sowie meinem Ratgeber " Nicht verzagen, sondern wagen ", beide auf Daisy-CD erhältlich für 10 €, bzw. 8 € von der Aktion Tonbandzeitung für Blinde, Tel.: 05531 7153, E-Mail: atz@blindenzeitung.de.

 

Bieten Sie Gymnastik an, so haben Sehgeschädigte möglicherweise Schwierigkeiten, zu erkennen, was Sie zeigen. Erklären oder zeigen Sie ihnen die Übungen dann bitte. Das hat sich stets als problemlos erwiesen. Für Sehgeschädigte ist andererseits Gymnastik besonders wichtig, weil sie sich im Allgemeinen sehr viel weniger bewegen, als Sehende. Regen Sie sie darum acuh bitte an, Ganzkörpertraining nach Teil 3 meines Ratgebers für erfolgreiches Altern zu treiben.

 

In Programmen für Gedächtnistraining gibt es häufig Übungen, die das Sehen voraussetzen. Wo sich solche Übungen ohne Nachteil für die anderen vermeiden lassen, verzichten Sie bitte darauf. Bei der Fülle der Angebote wird das vielfach möglich sein. Im Übrigen verweisen Sie Betroffene bitte auf Kapitel 21 meines Ratgebers „Nicht verzagen, sondern wagen".

 

Wird in Ihren Veranstaltungen gesungen und hat der Betroffene noch einen Sehrest, so lassen Sie jemanden mit einem Computer prüfen, welche Schriftart und -größe der Betroffene am besten liest, drucken ihm Lieder in dieser Schrift und Größe aus und geben die Information über Schriftart und -größe auch an Ihr Pfarramt weiter für den Fall, dass der Betroffene noch gelegentlich den Gottesdienst besucht. Er kann dann das Pfarramt bitten, ihm die Lieder gleichfalls auszudrucken.

 

Druckerzeugnisse für Sehbehinderte erscheinen in verschieden großem Druck, in der Regel in Arial. Um auch andere Informationen optimal lesen zu können, probiere Ihr Klient, wenn er nicht selbst am Internet ist, mit der Hilfe von Angehörigen oder Freunden am Bildschirm aus, welche Schriftart und -größe er am besten lesen kann und lasse sich Dokumente in dieser Schriftform ausdrucken.

 

Hat Ihr Klient vorübergehend keine vergrößernde Sehhilfe zur Verfügung, so versuche er wenigstens, noch auf andere Weise zu lesen. Dazu kann er die Zeile mit dem Finger oder einem Kugelschreiber verfolgen oder ein Stück dunkles Papier unter die Seite legen. Legt er statt dessen ein Stück Pappe mit einem Fenster für jeweils eine Zeile auf das Blatt, so vermeidet er zugleich Blendeffekte.

 

Ist das Gesichtsfeld Ihres Klienten vom seitlichen Rand her stark eingeschränkt, so drehe er das Lesegut nach rechts, um von oben nach unten zu lesen.

 

 



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