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Wohnstiftratgeber 7. - 9.

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8.1 Körperpflege         8.2 Kleidung und Schuhe        
9.1 Unser Verkehrsschutzzeichen         9.2 Sich führen lassen       

  9.3 Im PKW         9.4 In öffentlichen Verkehrsmitteln      

   9.5 Im Gespräch mit anderen          9.6 Weitere Ratschläge

       


    
7. Hilfsmittel
  

Was es, neben Lesesprechgeräten ( s. u. zu 12.3 ) und Screen Readern ( s. u. zu 12.9 ), an speziellen Blindenhilfsmitteln gibt, erfahren Sie bei:

Als Beispiele führe ich an:

  • Kurzzeitmesser mit Punkten;
      

  • Hilfsmittel mit Sprachausgabe, wie sprechende Uhren mit Weckfunktion, Zimmerthermometer mit einem Fühler für die Außentemperatur und Fieberthermometer, sogar solche für die Stirn; Personenwaagen, sogar Körperfettanalysewaagen sowie Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte;

 

  • sprechende Messbecher und Messbechersets aus verschieden großen Gefäßen;

  • Brettspiele, die so gestaltet sind, dass Sie die Unterschiede der Felder und Figuren fühlen und die Figuren nicht verschieben können;  

  • Kartenspiele mit tastbarer Markierung sowie
      

  • Nadeleinfädler und Nähnadeln "mit federndem Öhr", die am stumpfen Ende einen Spalt haben, in den Sie den Faden drücken.
     

  • Brettspiele in besonders guter Qualität erhalten Sie bei Herrn Gießler, der selbst blind ist (Tel.: 04832 / 6 00 42 98, hgiessler@web.de ).
     

Nicht alle Hilfsmittel werden von allen geführt und die Preise weichen stark voneinander ab. Es lohnt sich darum, bei allen zu suchen.
  

Beachten Sie aber beim Preisvergleich, dass der gemeinsame Hilfsmittelversand der Blista und des Deutschen Hilfsmittelvertriebs bei Bestellungen unter 20 Euro einen Mindermengenzuschlag von 7 Euro berechnet.
 

Achten Sie bei der Auswahl technischer Geräte, die Sie anderswo kaufen, auf große Tasten und Bedienungsfreundlichkeit. Um sie genauer einstellen zu können, kaufen Sie sich in einem Spielwarengeschäft Markierungspunkte.

  

8. Ihr Äußeres

8.1 Körperpflege
  

Sie können sich nach wie vor waschen, duschen, baden, frisieren, rasieren, die Zähne putzen, ankleiden und die Fingernägel reinigen.
  

Die Zahnpasta drücken Sie aus der Tube auf die Zunge und, nach Schließen der Tube, von der Zunge auf die angefeuchtete Zahnbürste.
   

Suchen Sie nach einer Frisur, zu deren Pflege Sie keinen Spiegel mehr brauchen.
  

Ihre Fingernägel schneiden Sie mit einem möglichst starken Nagelknipser. Mit ihm können Sie sich nicht verletzen und auch die Zehennägel schneiden, wenn Sie nicht lieber eine Fußpflegerin zu sich bitten wollen.
  

Sollten Sie, auch wenn Sie blind sind, eine Brille tragen, so achten Sie jetzt besonders darauf, dass diese immer geputzt ist.

  

8.2 Kleidung und Schuhe
  

Ihre bisherige Kleidung kennen Sie noch. Kaufen Sie neue, und können nichts mehr sehen, so betasten Sie selbst den Schnitt und lassen sich von Ihrer Begleitung genau beschreiben, was Ihnen angeboten wird.
  

Kaufen Sie nur noch Schuhe, die möglichst pflegeleicht sind und niedrige Absätze haben, weil Sie damit sicherer gehen.

 

Unterscheiden können Sie einzelne Kleidungsstücke, wenn Sie nichts mehr sehen, an der Verschiedenartigkeit der Gewebe, tastbaren Streifen, Saumbreite, Zuschnitt, Knopfformen, Vorhandensein oder Fehlen einer Knopfleiste, Knöpfen vorn, hinten oder an den Ärmeln, Sitz eines Reißverschlusses, dem Vorhandensein eines Gürtels, Taschen, kurzen oder langen Ärmeln.
 

Sie können außerdem an unsichtbaren Stellen Markierungsknöpfe in verschieden Formen einnähen lassen.
  

Schuhe unterscheiden Sie gleichfalls an Form und Material.
   

Aufgrund Ihrer Seherinnerungen, können Sie noch selbst beurteilen, welche Bluse zum Rock, welches Hemd und welche Krawatte zum Anzug passen usw.
  

Hilfreich kann auch ein Farberkennungsgerät sein. Lassen Sie es sich vom Augenarzt verordnen, von der Krankenkasse bewilligen und von einem Hilfsmittelanbieter schicken.

  

9. Unterwegs

9.1 Unser Verkehrsschutzzeichen
  

Neben der gelben Armbinde mit drei schwarzen Punkten, die wir - wie alle anderen Behinderten - tragen dürfen, ist unser eigentliches Verkehrsschutzzeichen heute der weiße Stock. Sie sind berechtigt, ihn auch dann zu tragen, wenn Sie begleitet werden. Im dichten Verkehr sowie im Gedränge beim Ein- und Aussteigen können Sie Ihrer Begleitung damit helfen. Verzichten Sie, wenn Sie keine Begleitung haben, auf diese Kennzeichnung, so sind Sie schadensersatzpflichtig, wenn ein Kraftfahrer Ihnen ausweicht und dafür einen anderen Passanten anfährt oder ein Fahrzeug beschädigt.
  

An sich können Sie auf Ihre Blindheit auch durch eine Plakette mit drei schwarzen Punkten hinweisen. Sie ist jedoch kein gesetzliches Schutzzeichen.

  

9.2 Sich führen lassen
  

Können Sie so schlecht sehen, dass Sie der Führung bedürfen, sind aber nicht auch gehbehindert so umfassen Sie von hinten den Oberarm Ihrer Begleitung, wobei der Daumen an der Außenseite liegt, und halten sich etwas hinter ihr. Sie sollten fest zugreifen, um nicht den Kontakt zu verlieren. Auf diese Weise können Sie sich völlig dem Tempo Ihrer Begleitung anpassen, ihr am leichtesten bei Wegbiegungen oder beim Umgehen von Hindernissen folgen und im voraus ihr Auf und Ab an Bürgersteigen und sonstigen Stufen bemerken. Nur auf Treppen muss sie Sie dann noch mit "Treppe nach oben" oder "Treppe nach unten" hinweisen. Geht sie mit Rücksicht auf Sie langsamer als sie sonst ginge, wäre das aber nicht nötig, so bitten Sie sie, ihr Tempo zu erhöhen. Sind im Winter Mantel und Arm zum umfassen zu dick, so fassen Sie eine Falte des Mantels.
 

Einer neuen Begleitung zeigen Sie, wie sie Sie am einfachsten führt. Bitten Sie sie, an Ihrer Seite einen größeren Sicherheitsabstand zu wahren und Sie über höhere Stufen oder gar Treppen zu informieren.
 

Halten Sie sich etwas hinter Ihrer Begleitung, so brauchen Sie auch vor Beginn und Ende von Rolltreppen und Laufbändern keine Angst zu haben. Um besser auf das Ende einer Rolltreppe vorbereitet zu sein, stehen Sie auf zwei Stufen. Haben Sie das Ende fast erreicht, so heben Sie die Spitze des vorderen Fußes. So vollzieht sich der Übergang auf festen Boden besonders elegant.
  

Bei Engstellen drückt Ihre Begleitung ihren Oberarm hinter sich, so dass Sie genau in ihrer Spur gehen. So kommen Sie mühelos selbst durch eng bestuhlte Gaststätten und durch das Menschengewühl auf einem Bahnhof. Sind Sie aus der Enge heraus, so zieht die Begleitung ihren Arm wieder nach vorn.
 

Das Öffnen von Türen können Sie gut mit Ihrer Begleitung teilen, indem Sie selbst diejenigen übernehmen (ziehen oder drücken, auf- und wieder zuklinken), die auf Ihrer Seite angeschlagen sind, also, wenn Sie links gehen, die Türen mit der Klinke oder dem Griff an der rechten Kante. Das liegt übrigens in Ihrem eigenen Interesse, weil Sie so auch wissen, wie viel Bewegungsraum Sie haben. Ihre Begleitung braucht nur noch im richtigen Augenblick "Tür drücken" oder "Tür ziehen" usw. zu sagen. Müssen Sie durch eine Drehtür, so gehen Sie vor, gleiten an der rechten Rundung entlang, treten hinaus und warten auf Ihre Begleitung.
  

Muss Ihre Begleitung Sie für einen Augenblick allein lassen, so zeigt sie Ihnen einen Anhaltspunkt wie etwa eine Mauer oder einen Baum, innerhalb eines Raumes einen Tisch, eine Stuhllehne oder eine Fensterbank. So haben Sie größere Sicherheit, wenn Sie sich während des Wartens etwas bewegen wollen.
  

Sind Sie auch gehbehindert, so erhalten Sie vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (Tel.: 0 30 / 285387-0, E-Mail: info@dbsv.org ) die Broschüre "Führen und Stützen, Leitfaden zu Führ- und Stütztechniken für blinde und sehbehinderte Menschen“ von Ilse Lewerenz und Ralf Wilcke.

  

9.3 Im PKW
 

Wie Sie ein- und aussteigen, hängt von Ihrer Wendigkeit und von Ihrem früheren Vertrautsein mit Kraftfahrzeugen ab. Vergewissern Sie sich vor dem Einsteigen, ob Sie nicht höher stehen als der Wagen selbst, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Sie orientieren sich am Besten, wenn Sie selbst die Tür öffnen. Ist sie schon geöffnet, so lassen Sie sich, wenn Sie unsicher sind, die Türkante zeigen. Lässt sich die Tür nur so wenig öffnen, dass Sie Mühe haben einzusteigen, so schützen Sie sich davor, sich an der oberen Ecke zu verletzen. Schließen Sie nach dem Einsteigen selbst die Tür und schnallen sich erst danach an. So können andere, die Ihnen helfen wollen, nicht versehentlich Ihre Finger einklemmen. Beim Öffnen von innen bedenken Sie, dass Ihr Fahrzeug dicht neben einem anderen oder einer Mauer stehen könnte.

  

9.4 In öffentlichen Verkehrsmitteln
 

Können Sie nicht mehr allein ein- und aussteigen, so lassen Sie sich von Ihrer Begleitung einen Haltegriff zeigen. Sie haben auf diese Weise nicht nur besseren Halt als am Arm oder der Hand Ihrer Begleitung, sondern auch eine bessere räumliche Vorstellung davon, wo die Stufen beginnen und enden. Lassen Sie in Straßenbahnen und Autobussen Ihre Begleitung, wenn Sie sonst stehen müssten, sich aber unsicher fühlen, den Fahrgast auf dem Schwerbehindertenplatz bitten, für Sie aufzustehen.

  

9.5 Im Gespräch mit anderen
  

Vielfach werden Beamte, Kellner, Verkäufer oder Sprechstundenhilfen zunächst Ihre Begleitung ansprechen, wenn sie mit Ihnen selbst keinen Blickkontakt finden können. Ziehen Sie trotzdem das Gespräch möglichst schnell an sich. Von Ihrer Begleitung können Sie erwarten, dass sie Ihre Bemühungen um eigene Gesprächsführung unterstützt. Erklären Sie ihr das notfalls!
  

Werden Ihnen in einem Geschäft Waren zur Auswahl vorgelegt, so verlassen Sie sich nicht auf die Beschreibung und erst recht nicht auf die Wahl Ihrer Begleitung, sondern nehmen die Ware, wenn Sie nicht mehr genügend gut sehen können, zur Prüfung selbst in die Hand.

  

9.6 Weitere Ratschläge
  

In Veranstaltungen mit Lautsprecherübertragung fragen Sie, wenn nötig, Ihre Begleitung, wo der Redner oder Künstler steht, damit Sie in dessen Richtung blicken.
 

Führt Sie jemand hinter einen Stuhl, der an einem Tisch steht, so legt er am Besten Ihre Hand auf die Lehne. Wie er in anderen Situationen am besten verfährt, ergibt sich aus den jeweiligen Umständen. Vielfach werden Sie selbst spüren, wie Sie sich setzen müssen.
  

Toiletten in Restaurants, Kaufhäusern, Zügen und Flugzeugen sollten Sie stets erst benutzen, wenn Sie sich vergewissert haben, wo Sie Papier und Spülung, Wasser, Seife und Handtuch finden. In der Bahn kann Ihnen der Schaffner dabei helfen, im Flugzeug die Stewardess. Sind Sie als Mann in weiblicher Begleitung unterwegs, so lassen Sie sich unter gar keinen Umständen gefallen, von ihr mit in die Damentoilette genommen zu werden. Das muss andere Frauen stören. Sie kommen, auch wenn Sie gar nichts mehr sehen, in der Herrentoilette allein zurecht. Tasten Sie sich notfalls an der Wand entlang. Die Hände müssen Sie sich nachher ohnehin waschen.
   

Beim Club Behinderter und ihrer Freunde Darmstadt und Umgebung e. V., (Telefon: 06151 81220, E-Mail: info@cbf-darmstadt.de ) können Sie einen „Euroschlüssel“ zu allen Behindertentoiletten in Deutschland und im europäischen Ausland sowie ein Verzeichnis dieser Toiletten erhalten.
  

Sind Sie allein unterwegs, so werden Sie möglicherweise mehr beobachtet als Sehende. In manchen Situationen können Sie darauf reagieren, indem Sie etwa in einem Restaurant die Bedienung bitten, das Fleisch zu schneiden. In anderen Fällen nehmen Sie das Interesse der Sehenden gelassen hin.

  

  

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