Inhalt Rechts

Rechte optische Spalte

Sprachauswahl

Dritte Spalte

Inhalt Mitte

Breadcrump Menü

Sie sind hier:

Hauptinhalt

.

Wohnstiftratgeber 13. - 15.

Springe zu

   

14. Umgang mit Geld, wenn Sie nicht mehr genügend sehen         15.1 Allgemeines

15.2 Ihr Gedächtnis speziell trainieren

      


  
13. Telefonieren
 

Aus vielen Gründen ist das Telefonieren jetzt besonders wichtig für Sie.
  

Kaufen Sie sich ein Telefon mit genügend großen Tasten und möglichst vielen Speicherplätzen.
  

Markieren Sie die 2 und die 0 mit einem zusätzlichen Punkt. Von anderen Tasten, die Sie beim wählen stören könnten, lassen Sie von einem Sehenden das Zahlenfeld durch schmale Gummistreifen abgrenzen, die mit Uhu aufgeklebt werden. Die Streifen gewinnen Sie aus einem schmalen Gummiring. Ist der Gummistreifen für den Zwischenraum zu breit, so lassen Sie ihn der Länge nach teilen.
  

Auch bei vielen Speicherplätzen werden Sie sich gelegentlich eine Nummer merken müssen, solange Sie die Blindenschrift nicht können. Dafür gibt es einige Tricks:

  • Im Allgemeinen werden die Nummern von rechts her in Zweiergruppen aufgeteilt. Manche merken sich auf diese Weise leicht, wie etwa 4 56 45.
      

  • Mitunter ist es aber besser, sie anders zu ordnen, wie etwa einszweidrei.einszwei.
      

  • Einzelne Ziffern, die sich voneinander unterscheiden, lassen sich im Geiste betonen, wie etwa eins achtvier achtfünf gleich 1 84 85. Beides ist gleichermaßen einprägsam.
      

  • Manchmal können Sie in der Nummer eine Rechenaufgabe entdecken, wie etwa in 811 3 814, indem Sie sich sagen: 811 und 3 sind 814.
      

  • Lautet die Nummer in Wahrheit 811 2 814, so können Sie denken, Telekom habe sich verrechnet.
      

  • Denken Sie schließlich an die Nummer des Schwerbehindertenservice der Deutschen Bahn 01805 / 512.512 oder die bundeseinheitliche Nummer der Landesblinden- und Sehbehindertenvereine 01805 / 666456.
      

Alles das funktioniert zwar nicht immer. Aber schon das Probieren kann Ihnen helfen, sich die Nummer einzuprägen.

  

14. Umgang mit Geld, wenn Sie nicht mehr genügend sehen
 

Für größere Ausgaben besorgen Sie sich, wenn nicht schon geschehen, eine Kreditkarte. Dass jemand einen zu hohen Betrag abbucht, ist kaum vorstellbar. Sollte er es dennoch getan haben, so merken Sie es bei der Prüfung Ihres Kontoauszuges und können es beanstanden, notfalls eine Strafanzeige erstatten.
  

Müssen Sie Ihre PIN eingeben, so schirmen Sie Ihre Eingabebewegungen der rechten Hand mit der linken ab.
  

Um Verwechslungen und erst recht Verluste zu vermeiden, lassen Sie sich von Ihrem Geldinstitut nur Banknoten im Wert von 5, 10, 20, und 50 Euro geben und schaffen sich eine Geldbörse mit vier Fächern an. Sie erhöhen Ihre Sicherheit bei der Entnahme von Banknoten zusätzlich, wenn Sie jeden Schein einzeln knicken und 5 Euro Scheine mit dem Falz nach rechts oder links, 10er mit dem Falz nach oben, 20er wieder mit dem Falz nach rechts oder links und 50er erneut mit dem Falz nach oben in die Geldbörse stecken. Auch wenn Ihre Geldbörse vier Fächer hat, sollten Sie so verfahren. Auseinanderhalten können Sie mehrere Geldscheine dadurch, dass sie verschieden breit sind.
  

Kommen Sie nicht selbst zur Bank, so bitten Sie die Verwaltung, Ihnen das Geld bei Gelegenheit mitzubringen.
  

Um jeden Irrtum beim Bezahlen auszuschließen, sagen Sie, mit dem Geldschein in der Hand, etwa: "Ich gebe Ihnen 50,00 Euro." Sagt Ihr Gegenüber, es seien nur 20,00 Euro, und trauen Sie der Richtigkeit dieser Erklärung nicht, so stecken Sie den Schein gesondert ein und zeigen einen anderen. Von dem Wechselgeld lassen Sie sich, soweit es sich um Banknoten handelt, sagen, was für welche es sind, um sie dann sogleich an der richtigen Stelle einzuordnen.
  

Zahlen Sie, wo Sie nur einen geringen Betrag schulden, möglichst nicht mit großem Geld. So sparen Sie sich die Mühe des Einordnens und führen Ihr Gegenüber gar nicht erst in Versuchung, Sie zu täuschen.
  

Münzen lassen sich an ihrem Rand und ihrer Größe erkennen. Für Sie genügt, 20- und 50- Cent sowie 1 und 2 Euro voneinander unterscheiden zu können. Üben Sie das!
  

20 Cent haben sieben gleichmäßig verteilte Einkerbungen. 50-Cent-Münzen haben einen grob geriffelten Rand. Einen solchen haben zwar auch 10-Cent-Stücke, sind aber leichter und kleiner.
  

Die 1-Euro-Münze ist umlaufend in sechs abwechselnd glatte und fein geriffelte Abschnitte unterteilt, die sich mit dem Fingernagel gut unterscheiden lassen, die 2-Euro-Münze dagegen durchgehend fein geriffelt.
  

Haben Sie kleinere Münzen herausbekommen und wollen später damit bezahlen, so bitten Sie Ihr Gegenüber, sie sich aus der offenen Hand zu nehmen.

   

15. Ihr Gedächtnis üben

15.1 Allgemeines
  

Achtzig Prozent unserer Informationen, also auch achtzig Prozent der Reize, die unser Gehirn anregen und damit fit halten, nehmen wir durch das Auge auf. Bei Sehbehinderten ist dieser Prozentsatz je nach der Art und dem Grad ihrer Sehschädigung vielleicht schon sehr viel geringer, bei Blinden fallen solche Stimuli gänzlich weg. Dadurch nimmt ihre geistige Leistungsfähigkeit ab. Diese Feststellung klingt erschreckend, ist jedoch wissenschaftlich belegt (vgl. Lehrl in www.medical-tribune.de/patienten/magazin/12948/ ).
  

Wir müssen daher unser Gehirn sehr viel mehr trainieren als Sehende, um seine Leistungsfähigkeit zu erhalten, sich beispielsweise Telefonnummern (soweit Sie sie nicht einspeichern), Namen, Geburtstage und dergleichen einzuprägen. Was in Teil 13 über Telefonnummern steht, gilt auch für Post- und Bankleitzahlen, Kontonummern, Ihre Pin und dergleichen. Bankleitzahlen werden jedoch üblicherweise von links in zwei Dreiergruppen und eine Zweiergruppe aufgeteilt, siebenstellige Kontonummern wie Millionenbeträge.
  

Wollen Sie sich einen Namen merken, so vergewissern Sie sich zunächst, wie er sich schreibt. Danach wiederholen Sie ihn mehrfach mindestens in Gedanken und stellen sich vor, wie er geschrieben aussieht.
  

Abgelegte Gegenstände wiederzufinden, erleichtern Sie sich dadurch, dass Sie sie nur dorthin legen, wohin Sie in nächster Zeit mit Sicherheit erneut greifen. Haben Sie dennoch etwas verlegt, so fragen Sie sich, wo und zu welchem Zweck Sie es zuletzt in der Hand gehabt haben.
  

Wollen Sie zu einer bestimmten Zeit etwas tun, so stellen Sie einen Wecker oder Kurzzeitmesser ein.
  

Bereiten Sie sich auf einen Ausgang vor, so legen Sie alles, was Sie mitnehmen wollen, sofort, wenn es Ihnen einfällt, an einen bestimmten Platz und hängen am Ende die gepackte Tasche an die Türklinke.

  

15.2 Ihr Gedächtnis speziell trainieren
  

Allgemein kann man sagen, dass alles, worauf Sie sich konzentrieren müssen und das Sie geistig anstrengt, auch Ihr Gedächtnis trainiert. Und das haben Sie nach Ihrer Erblindung besonders nötig. Bedenken Sie dabei, dass das Gehirn wie ein Muskel trainierbar ist.
  

Darum hier noch einige Vorschläge dazu:

  • Bestellen Sie sich von einem Hilfsmittelanbieter die Spiele, die Sie allein oder zusammen mit anderen spielen möchten und von Herrn Gießler ( s. o. zu 7 ) Brettspiele.
      

  • Rufen Sie sich Gedichte, Volks- oder Kirchenlieder oder vielleicht sogar Bibelstellen wie den 23. Psalm - evtl. mit Hilfe anderer - wieder in Erinnerung.
      

  • Lernen Sie neue Gedichte und Lieder auswendig, die Ihnen jemand auf Kassette liest.
      

  • Hören Sie anspruchsvolle Literatur aus unseren Hörbüchereien ( siehe oben 12.2 ) und
      

  • erlernen Sie auch noch die Blindenschrift ( siehe oben 12.1 ).
      

Liegen Sie wach oder warten auf jemanden, so können Sie in Gedanken spielen. Wichtig ist dies insbesondere, wenn Sie krank sind, denn dann wird Ihr Gehirn durch Eindrücke von Außen noch weniger stimuliert als ohnehin schon.
  

Folgende "Gedankenspiele" bieten sich an:

  • zu jedem Buchstaben des Alphabets einen Vornamen, einen Namen aus Ihrer Bekanntschaft, einen Dichter, Komponisten, Schriftsteller, Wissenschaftler, eine Blume, ein Tier, eine Stadt, einen Fluss, ein Land, ein Nahrungsmittel oder ein Getränk suchen;
      

  • zu jedem Buchstaben des Alphabets eine Stadt suchen, die auf ihn endet;
      

  • sich eine Reise von einer Stadt zur anderen vorstellen, die beiden Städte wiederholen, zu einer dritten weiterreisen usw., bis Sie eine Stadt vergessen (zählen Sie an den Fingern mit, um zu sehen, ob Sie sich beim nächsten Mal mehr merken können!);
      

  • Wörter suchen, die rückwärts gelesen ebenso lauten, wie vorwärts, wie etwa Retter, Esse, oder Rentner;
      

  • Wörter rückwärts buchstabieren und auszusprechen versuchen
      

  • in Wörtern einen Buchstaben ändern, damit daraus Neue entstehen, wie Maus - Haus - Hass - Hast -Hase - Nase - Vase;
      

  • Wörter bilden, deren erster Bestandteil mit dem letzten des vorhergehenden Wortes übereinstimmt, wie Leberwurst – Wurstbrot - Brotkorb;
      

  • aus zwei Wörtern, wie Sie Ihnen gerade einfallen, in der Weise einen Satz formulieren, dass sie dessen Anfang und Ende bilden;
      

  • aus einem Wort durch Anhängen neuer Wörter eine Kette bilden - wie etwa Haus, Haustür und Haustürschlüssel;
      

  • zu einem Wort Reimwörter suchen, wie etwa Haus, Klaus, Maus und Laus und sich eine Geschichte ausdenken, in der diese Wörter vorkommen;
      

  • einer Zahl die nächst höhere hinzurechnen, zur Kontrolle wieder zurückrechnen und danach das Rechnen mit einer jeweils anderen Zahl beginnen;
      

  • zweistellige Zahlen ins Quadrat oder gar in die dritte Potenz erheben;
      

  • hohe Zahlen durch ein- oder zweistellige teilen;
      

  • sich vorstellen, wie Sie jemandem eine Person beschreiben, damit er ihren Namen errät.
      

Letzteres können Sie auch zu einem Unterhaltungsspiel mit Mitbewohnern machen. Sie können das Spiel auch zu einem Beruferaten à la Lembke "Was bin ich" modifizieren und "Gedankenspiele" dahin, dass sich alle an der Suche beteiligen.
  

Waren Sie Hörer einer Volkshochschule oder Universität und können deren Veranstaltungen nicht mehr besuchen, so schreiben Sie sich als Studierender oder Gasthörer bei der Fernuniversität Hagen ein ( www.fernuni-hagen.de/studium/fernstudium/wegweiser/blinde.shtml ). Diese stellt für manche Studienzweige die dafür benötigte Literatur in Großdruck oder auf Tonträgern zur Verfügung.
  

Können Sie die Trainingsangebote Ihres Hauses nicht mehr wahrnehmen, weil zuviel nonverbal gearbeitet wird, so erhalten Sie von Sonja Bernard, Tel.: 09407 / 812746, E-Mail: info@sonja-bernard.de, ein Trainingsprogramm, das sie im Rahmen ihrer Promotion für uns entwickelt hat. Sie liefert es zu einem Preis von 110,00 Euro auf 10 Audiokassetten oder 1 MP3-CD. Ob Gedächtnistraining unser Leben verlängert, können wir nicht wissen. Aber es kann jedenfalls gut unsere Fähigkeit stärken und verlängern, selbst mit Umsicht für uns zu sorgen und unabhängig zu leben.

  

  

 

Weiter im Text   

  

  

  



.