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Professionell helfen - 1.5 - 1.5.5

1.5 Wie Sie im Einzelnen helfen können

1.5.1 Sehende Vorleser
  

Viele Blinde, vielleicht auch nur Sehbehinderte, benötigen, mindestens solange sie noch kein elektronisches Lese-Sprech-Gerät haben ( s. o. zu 1.4.3.5 ), sehende Vorlese- und Schreibhilfen. Im Heim ließen sich gewiss Mitbewohner schon für ein bescheidenes Honorar dafür gewinnen. Sonst eignen sich nach meiner Erfahrung Oberschülerinnen ab der 11. Klasse gut dazu. Finden lassen sie sich durch Anzeigen in Stadtteilblättern, über Pfarrämter oder über die Schulleitungen selbst. Die Blindenhilfe ( s. o. zu 1.4.1 ) dient auch zur Honorierung solcher Hilfen. Wer keine Blindenhilfe erhält, wird in der Regel mit Sehhilfen ( siehe im Anhang Nr.1 ) selbst lesen können. Bitte, verhelfen Sie ihm, wenn nötig, zu solchen Hilfsmitteln.

 

1.5.2 Beschaffung von Blindenhilfsmitteln
 

Helfen Sie Ihrem Klienten auch bitte, wenn nötig, sich die für ihn nützlichen Blindenhilfsmittel zu beschaffen. Wollen Sie ihm zu einem Überblick über solche Hilfsmittel verhelfen, so suchen Sie unter:
 

- Rehabilitationseinrichtung für Sehgeschädigte in der Deutschen Blindenstudienanstalt (RES)
Tel.: 06421 / 606 417,
E-Mail: bestellservice@blista.de,
Internet: www.shop.blista.de;
  

-  Landeshilfsmittelzentrum Sachsen (LHZ)
Tel.: 0351 / 8090624,
E-Mail: hilfsmittel@bsv-sachsen.de,
Internet: www.blindenhilfsmittel-sachsen.de;
 

-  Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Tel.: 0511 / 954650,
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de,
Internet: www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de;
  

-  Marland GmbH
Tel: 07525 / 9205 -0,
E-Mail: info@marland.de,
Internet: www.marland.de;
  

-  PABS - Preisagentur für Blinde und Sehbehinderte
Tel.: 0228 / 2079935,
E-Mail: info@pabs-online.de,
Internet: www.pabs-online.de.
 

Preisvergleiche lohnen sich. Beachten Sie, dass manche teuren Hilfsmittel von der GKV bezahlt werden.
 

1.5.3 Visuelle Phantomwahrnehmungen
  

Sehbehinderte und blinde Menschen leiden gelegentlich ohne jede Hirnschädigung an Sehhalluzinationen, wie Beinamputierte unter "kalten Füßen" leiden können. Fragen Sie Ihren Klienten, ob auch er darunter leidet. Für diesen Fall verweise ich Sie und ihn auf meinen Ratgeber für erfolgreiches Altern, Teil 9.6.6.
  

1.5.4 Vom Umgang mit Geld
 

Für größere Ausgaben besorgt Ihr Klient sich, wenn nicht schon geschehen, eine Kreditkarte. Dass jemand einen zu hohen Betrag abbucht, ist kaum vorstellbar. Ganz vorsorglich kann er später von jemandem prüfen lassen, was tatsächlich abgebucht worden ist. Muss er seine PIN eingeben, so schirmt er seine Eingabebewegungen mit der linken Hand ab.
  

Um Verwechslungen und erst recht Verluste zu vermeiden, lässt er sich von seiner Bank nur Geldscheine im Wert von 5, 10, 20, und 50 Euro geben. Er braucht dann in seiner Geldbörse vier Fächer für Banknoten. Es empfiehlt sich, diese abwechselnd mit dem Falz oder der Schnittkante nach oben einzuordnen. Er weiß dann stets, womit er bezahlt.
 

Um statt eines einzelnen nicht mehrere ineinander liegende Scheine herzugeben, empfiehlt es sich, jeden einzeln zu falten.
  

Ihr Klient sollte sich zwar, wenn er zur Bank kommt, jeweils größere Beträge auszahlen lassen, hebt dann aber das meiste Geld zu Hause auf, indem er jedes Scheinbündel gesondert zusammen klammert. Die Banknoten sind verschieden breit und lassen sich dadurch leicht voneinander unterscheiden.
  

Um jeden Irrtum beim Bezahlen auszuschließen, sagt Ihr Klient, mit dem Geldschein in der Hand, beispielsweise: "Das müssten 50 Euro sein." Sagt sein Gegenüber, es seien nur 20 Euro, und traut er der Richtigkeit dieser Erklärung nicht, dann steckt er den Schein gesondert ein und zeigt einen anderen. Von dem, was er zurückerhält, lässt er sich sagen, um welche Werte es sich handelt, um diese dann sogleich an der richtigen Stelle in seine Geldbörse einzuordnen.
 

Ihr Klient zahlt, wo er nur einen geringen Betrag schuldet, möglichst nicht mit großem Geld. So spart er sich die Mühe des Einordnens und führt sein Gegenüber gar nicht erst in Versuchung, ihn zu täuschen.
  

Wer noch etwas sieht, kann übrigens die Scheine vielleicht noch an ihrer Farbe und an der links unten fett gedruckten Wertangabe erkennen.
 

Münzen lassen sich an ihrem Rand und ihrer Größe erkennen. Für Ihren Klienten genügt im alltäglichen Leben, 10, 20 und 50 Cent sowie 1 und 2 Euro voneinander unterscheiden zu können.
  

20 Cent haben sieben gleichmäßig verteilten Einkerbungen. 50 Cent haben einen grob geriffelten Rand. Einen solchen haben 10 Cent zwar ebenfalls, sind aber leichter und kleiner.
  

Die 1-Euro-Münze ist umlaufend in sechs abwechselnd glatte und fein geriffelte Abschnitte unterteilt, die 2-Euro-Münze durchgehend fein geriffelt. Dies und die Rille im 2-Cent Stück kann Ihr Klient mit dem Fingernagel erkennen.
  

Hat er kleinere Münzen herausbekommen und will später damit bezahlen, so bittet er sein Gegenüber, sie sich aus der offenen Hand zu nehmen.
 

1-, 2- und 5-Cent-Münzen sind dünner und leichter als die anderen und nehmen jeweils an Größe zu.
  

Auf Grund dieser Hinweise können Sie die Unterscheidung von Münzen zwanglos mit ihm üben, wenn Sie ihm Wechselgeld zurückgeben oder ihn aufs Einkaufen vorbereiten ( s. u. zu 3.2.7.1 ).

 

1.5.5 Gedächtnistraining
  

Achtzig Prozent unserer Informationen, also auch achtzig Prozent der Reize, die unser Gehirn anregen und damit fit halten, nehmen wir durch das Auge auf. Bei Blinden fallen solche Stimuli gänzlich weg.
  

Deshalb werden Blinde und, je nach dem Grad Ihrer Behinderung, auch Sehbehinderte durch ihr Umfeld weit weniger stimuliert.
  

Dadurch ist ihre geistige Leistungsfähigkeit bedroht. Diese Feststellung klingt erschreckend, ist jedoch wissenschaftlich belegt (vgl. Lehrl in www.medical-tribune.de/patienten/magazin/12948/html ).
  

Andererseits sind aber Sehbehinderte und erst recht Blinde besonders stark auf ihr Gedächtnis angewiesen. Darum müssen sie dieses laufend stimulieren. Dazu verweise ich auf Kapitel 21 von "Nicht verzagen".
 

Will Ihr Klient einen Gegenstand nicht sofort an seinen ursprünglichen Platz zurücklegen, sondern alsbald erneut benutzen, dann lege er ihn an eine Stelle, an der er mit Wahrscheinlichkeit von selbst wieder auf ihn stößt. Bei ihm ist das vielleicht der Küchentisch oder das Ablaufbrett. Hat er dennoch etwas verlegt, so frage er sich, wo und zu welchem Zweck er es zuletzt in der Hand gehabt hat.
  

Passiert es ihm, dass er aus dem Wohnzimmer in die Küche geht, um dort etwas zu tun oder zu holen, in der Küche angelangt, aber vergessen hat, was es war, dann sage er künftig auf dem Weg in die Küche vor sich hin, was er wollte. Oft fällt es ihm aber auch wieder ein, wenn er zunächst unverrichteter Dinge ins Wohnzimmer zurückkehrt.
 

Will Ihr Klient zu einer bestimmten Zeit etwas tun, so stelle er einen Wecker oder Kurzzeitmesser ein.
  

Fällt Ihrem Klienten bei einer Verrichtung, die er unterbrechen kann, ein, auch noch etwas anderes tun zu müssen, so unterbreche er diese Verrichtung, wenn das möglich ist um das Andere zu tun, und setze erst dann die alte Arbeit wieder fort. So kann er das Neue nicht vergessen.
 

Bereitet Ihr Klient sich auf einen Ausgang vor, so lege er alles, was er mitnehmen will, sofort, wenn es ihm einfällt, an einen bestimmten Platz und hänge am Ende die gepackte Tasche an die Korridortürklinke.
   

Viele weitere Hinweise findet Ihr Klient in "Nicht verzagen", Kap. 21.2.

  

  

 
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